Ukraine-Krieg: Telefonate russischer Soldaten veröffentlicht
Die russische Invasion verlief ganz und gar nicht, wie sich Kreml-Chef Putin das wünschte. Abgefangene Telefonate legen den Unmut russischer Soldaten offen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ukrainische Sicherheitsbehörden fingen zahlreiche Telefonate russischer Soldaten ab.
- Darin zeichnet sich Frust, Gewalt und Kritik seitens der Aggressoren ab.
- Ebenso berichten russische Kämpfer von möglichen Kriegsverbrechen.
Wladimir Putin wollte die Ukraine in einem Blitzkrieg einnehmen. Binnen weniger Tage sollte die Hauptstadt Kiew erobert und die Staatsoberhäupter ersetzt werden. Dieser Plan scheiterte kläglich.
Telefonate, die die «New York Times» erhalten hat, offenbaren den Frust der russischen Soldaten. Die ukrainischen Sicherheitsbehörden fingen Anfang des Krieges zahlreiche Telefongespräche von Russlands Armee mit Familie und Freunden ab. Wut, Frustration, Geständnisse und sogar Kritik an Putin: In den Aufnahmen ist alles zu finden.
Vielen war nicht klar, dass sie in einen Krieg ziehen würden. Ihre Vorgesetzten hatten ihnen gesagt, es handle sich um eine zwei- oder dreitägige Übung, wie ein Soldat namens Nikita berichtet. An anderen Fronten fehlt es an jeglicher Ausrüstung: Waffen und Schutzwesten sind knappes Gut.
Aufseiten Russlands kommt es deshalb zu grossen Verlusten. 400 Fallschirmjäger sollen getötet worden sein. Nikita, ein Nationalgardist, erzählt seiner Freundin, dass sie bei einem Hinterhalt 90 Männer verloren hätten.
Telefonate offenbaren Mord an Zivilisten
Ein Soldat namens Alexander findet klare Worte: «Putin ist ein Idiot. Er will Kiew einnehmen, aber das schaffen wir niemals.» Ebenso schaffen die Telefonate Klarheit über die Gewalt, die Zivilisten angetan wurden.
Sergej, ein weiterer russischer Soldat, erzählt, dass er selbst zum «Mörder» wurde. Sein Hauptmann befahl, drei Männer zu erschiessen, die «an unserem Lagerhaus vorbeigelaufen sind». Ein weiter Soldat namens Alexander berichtet, von «Leichen auf der Strasse», die niemand aufgesammelt habe. «Sie sind nicht unsere», sagt er, sondern Zivilisten.