Ukraine-Krieg: Trans-Frauen dürfen nicht aus Ukraine flüchten

Felix Müller
Felix Müller

Ukraine,

Trans-Frauen in der Ukraine werden als Männer angesehen und nicht aus dem Land gelassen. Doch für die LGBTQ-Community hat es im Ukraine-Krieg keinen Platz.

Ukraine Krieg Grenze
Ukrainische Grenzsoldaten lassen keine Männer aus dem Land, trotzdem flüchten Hunderttausende ukrainische Männer mit gefälschten Dokumenten ins Ausland. (Archivbild) - DPA

Das Wichtigste in Kürze

  • Männer zwischen 18 und 60 dürfen die Ukraine wegen des Krieges nicht verlassen.
  • An der Grenze werden auch Trans-Frauen trotz offiziellen Dokumenten zurückgeschickt.
  • Dabei fehlen Medikamente und es droht Gewalt durch das transphobe russische Regime.

Im Kampf gegen die Invasion Russlands hat die Ukraine eine Generalmobilmachung gestartet. Männer zwischen 18 und 60 dürfen das Land nicht verlassen und müssen kämpfen.

Dort, wo die Grenzen des biologischen Geschlechts verschwimmen, wird das zum Problem: Trans-Frauen, die bei ihrer Geburt als Buben registriert wurden, werden von der Grenzwache an der Flucht gehindert. Dabei stellt das Zurückbleiben im Ukraine-Krieg ein wachsendes Risiko für die queere Community dar.

Bürokratischer Alptraum

Ein Problem ist, dass Trans-Menschen in der Ukraine erst seit 2017 ohne Geschlechtsoperation und Zwangssterilisierung legal anerkannt werden. Um ihr Geschlecht offiziell zu ändern, braucht es aber einen langwierigen, bürokratischen Prozess.

Dazu kommt eine Vielzahl von psychiatrischen Gutachten, deren Beschaffung aktuell Jahre dauert. Denn im Land gibt es kaum Mediziner, die sich mit dem Thema befassen.

Ukraine Konflikt
Bilder von 2018: Demonstranten am Kiewer «Marsch der Gleichheit». Der Ukraine-Konflikt droht die Situation für LGBT zu verändern. - dpa

Ein Grossteil der hunderten Trans-Ukrainer steckte noch irgendwo in diesem Prozess, als plötzlich der Ukraine-Krieg ausbrach. In ihrem Pass steht noch das biologische Geschlecht.

Ukraine-Krieg: «Du bist ein Mann»

Gemäss dem «Guardian» wurde das insbesondere für Trans-Frauen an der Grenze zum Problem: Wegen des verhängten Kriegsrechts dürfen Männer das Land nicht verlassen, sondern müssen im Ukraine-Krieg kämpfen. Die Grenzbehörden lassen dabei offenbar in den meisten Fällen nicht mit sich diskutieren: Sie schickten alle Personen wieder zurück, die bei der Geburt als männlich registriert wurden.

Ukraine-Konflikt - polnisch-ukrainische Grenze
Geflüchtete warten an der ukrainisch-polnischen Grenze in Medyka auf den Bus für den Weitertransport. Hier kommen täglich zahlreiche Menschen an, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen. - dpa

Aktivisten erzählen zudem von dutzenden Fällen, wo auch Trans-Frauen mit den nötigen Dokumenten nicht aus der Ukraine gelassen wurden.

«Mein ganzer Körper wurde von einem Grenzwächter untersucht. Danach sagte er mir, ich sei ein Mann und ich müsse zurück und an die Front», erzählt eine Betroffene. «Ich habe versucht zu argumentieren, aber es war ihm egal. Er sagte mir, ich solle froh sein, dass er mich nicht der Polizei meldet.»

Keine Zukunft

Zurückzubleiben ist aber in jedem Fall keine Option. In den Gebieten im Osten, die an Russland fallen, gilt Putins transphobes Regime. «Gender fluidity» wurde vom Kreml als «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» definiert.

Putin
Wladimir Putin, Präsident von Russland, nimmt an einer Sitzung im Kreml teil. Er hat Homosexualität in Russland de facto verboten. Foto: Mikhail Metzel/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa - sda - Keystone/Pool Sputnik Kremlin/AP/Mikhail Metzel

Gleichzeitig warnen LGBTQ+-Organisationen davor, dass in der Ukraine kaum noch Hormone erhältlich sind. Sämtliche Medizin wird an die Front geschickt und die meisten Apotheken sind mittlerweile geschlossen. «Wenn man plötzlich aufhört Hormone zu nehmen, ist das extrem schädlich für die Gesundheit», warnt eine Trans-Frau.

Spenden Sie für die Ukraine?

Die Community sammelt sich deswegen aktuell in Unterkünften für geflüchtete queere Männer und Trans-Frauen. Die Standorte bleiben aus Sicherheitsgründen geheim. Weil diese aber nicht von der Armee koordiniert werden, fehlt es dort derzeit an fast allem. Die Betroffenen hoffen darum auf Unterstützung von aktivistischen Personen aus dem Ausland.

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