Ukraine-Krieg: US-Bericht deckt Fehler bei Kiews Gegenoffensive auf
Kiews Konter im Ukraine-Krieg hat kaum das gebracht, was sich der Westen erhofft hat. Ein Bericht enthüllt nun: Schon von Beginn weg war man sich uneinig.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei der Planung der Offensive sollen Kiew und seine Partner grosse Fehler begangen haben.
- Dies deckt ein neuer Bericht aus den USA auf.
- Die Ukraine und Washington hätten sich kaum einigen können – Russland wurde unterschätzt.
Die Hoffnungen waren gross, als Kiew diesen Sommer seine Gegenoffensive im Ukraine-Krieg startete. Doch jetzt macht sich immer mehr Ernüchterung breit. Der Konter gegen Wladimir Putin und seine Russen brachte bisher kaum das, was die Verantwortlichen erwartet hatten.
Nun soll ein Bericht aus den USA zeigen, was bei den Ukrainern und im Westen alles falsch gelaufen sei. Und die Mängel, die diese Recherche der «Washington Post» aufdeckt, sind teils gravierend.
Demnach waren sich die Ukraine und ihre Verbündeten schon von Beginn an nicht einig. Es wurden verschiedene Strategien für die Gegenoffensive diskutiert.
Die USA sollen sich laut dem Bericht für einen einzigen grossen Vorstoss starkgemacht haben. Die Ukrainer ihrerseits wollten eher kleinere Vorstösse an mehreren Frontabschnitten.
Für die Idee aus Washington hätten demnach die grösseren Erfolgsaussichten gesprochen. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und Mark Milley, damals US-Generalstabschef, gelten als Väter dieses Plans.
Das Problem: Dieses Vorgehen hätte für die Ukrainer wohl auch grosse Verluste mit sich gebracht. Die Amerikaner argumentierten aber, dass ein längerer Krieg an mehreren Fronten letzten Endes noch grössere Verluste zur Folge hätte.
Kiew bevorzugt mehrere kleine Kämpfe
Die Ukrainer um Generalstabschef Walerij Saluschnyj entgegneten demnach, dass die USA Annahmen traf, die für die Ukraine nicht gelten. Beispielsweise sei Kiew in der Luft nicht so gut abgedeckt, wie das die USA voraussetze.
Zudem wollte Kiew die Kreml-Truppen im Ukraine-Krieg bewusst in viele kleine Kämpfe verwickeln. Bei einem grossen Vorstoss, so befürchtete man, würden die Russen einfach anderswo Geländegewinne verbuchen.
Schliesslich wurde es eine Mischung aus beiden Vorschlägen. Kiew fuhr zwar grosse Angriffe nach US-amerikanischem Schema – allerdings nur im kleinen Rahmen. So konnten die Selenskyj-Truppen wie gewünscht an mehreren Orten attackieren.
Ausser viel Aufwand für die Ukraine und den Westen brachte die Gegenoffensive letztlich jedoch nicht viel ein.
Gründe gibt es gemäss der US-Zeitung mehrere. Kiew soll die tief eingegrabenen russischen Truppen mit ihren Minenfeldern schlicht unterschätzt haben. Zudem sei die Gegenoffensive wohl etwas zu spät gekommen.
Offensive im Ukraine-Krieg bringt dennoch kleine Erfolge
Im Juni 2023 hat die Ukraine ihre Gegenoffensive lanciert. Die Ziele: In der Südukraine sollten die russischen Truppen voneinander abgeschnitten werden. Man wollte bis zum Asowschen Meer vordringen. Zudem sollte Russland allgemein politisch und militärisch geschwächt werden.
Diese Ziele erreichte man zwar nicht, oder höchstens teilweise. Allerdings blieb der Konterangriff auch nicht komplett wirkungslos. Beispielsweise konnte man mit Attacken auf die Krim die Russen im Ukraine-Krieg unter Druck setzen.