Ukraine-Krieg: Zweifel an angeblicher Abramowitsch-Vergiftung
Bei Verhandlungen zum Ukraine-Krieg soll es einen Giftanschlag gegeben haben. Die US-Geheimdienste gehen jedoch von «Umweltfaktoren» aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Roman Abramowitsch wurde offenbar bei den Ukraine-Friedensverhandlungen eingespannt.
- Anfang März sollen er und drei ukrainische Verhandler vergiftet worden sein.
- Die Ukrainer dementieren, auch die US-Geheimdienste gehen nicht von einer Vergiftung aus.
Grosse Verwirrung nach einem angeblichen Anschlag auf Roman Abramowitsch. Der Russen-Oligarch, der offenbar bei den Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg eingespannt wurde, soll nach einem Treffen Anfang März Vergiftungssymptome gezeigt haben.
Das berichteten am Montag das renommierte «Wall Street Journal» und die Rechercheplattform «Bellingcat» während dem Ukraine-Krieg. Dabei wurde erwähnt, dass auch mindestens zwei Gesandte des ukrainischen Verhandlungsteams betroffen waren.
Die Ukraine hat den Bericht am späten Montagabend entschieden zurückgewiesen. Chefverhandler Mychajlo Podoljak meinte, alle Mitglieder der Verhandlungsgruppen würden normal arbeiten. Er sprach von vielen Spekulationen und «Verschwörungstheorien» und nannte das Beschriebene ein «Informationsspiel».
Auch die US-Geheimdienste gehen offenbar nicht von einem Giftanschlag aus. Die Symptome seien auf «Umweltfaktoren» zurückzuführen, sagte ein anonymer US-Vertreter zu «Reuters», und «nicht auf eine Vergiftung». Der Kreml hat den Bericht bislang noch nicht kommentiert.
Ukraine-Krieg: «Es war eine Warnung»
In dem «Wall Street Journal»-Bericht hatte es zuvor geheissen, dass die drei Männer nach dem Treffen folgende Symptome gezeigt hätten: Rote Augen, schmerzhaftes Tränen und sich schälende Haut im Gesicht und auf den Händen. Laut «Bellingcat» sind es dieselben Symptome, wie es sie bei der Vergiftung mit Chemiewaffen gebe.
Ausgeführt sei der angebliche Giftanschlag dem Bericht zufolge von Hardlinern in Moskau. Diese hätten einen Erfolg der heute in Istanbul beginnenden Friedensverhandlungen verhindern wollen. Es sei nicht darum gegangen zu töten, sagte «Bellingcat»-Journalist Christo Grozev, der den Vorfall analysiert hatte. «Es war nur eine Warnung.»
Brisant: Nach Informationen des «Guardian» sei Abramowitsch gar für einige Stunden vorübergehend erblindet und dann in der Türkei behandelt worden. Ein Sprecher von Abramowitsch hatte zwar die Symptome bestätigt, aber keine Angabe zu den Ursachen gemacht. Von Abramowitsch selbst sind keine öffentlichen Äusserungen zu einem möglichen Giftanschlag bekannt.
Bereits am Morgen hatte der im «Wall Street Journal» als Opfer erwähnte Rustem Umjerow mitgeteilt, dass alles in Ordnung sei. «Mir geht es gut, dies ist meine Antwort auf all die Klatschnachrichten, die sich verbreiten. Bitte vertrauen Sie keiner nicht verifizierten Information. Auch bei uns läuft ein Informationskrieg», schrieb er auf Facebook.