Ukraine: Selenskyj schliesst Gebietsabtretung nicht mehr aus
Erstmalig hat der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, eine mögliche Gebietsabtrennung an Putin angedeutet.
Das Wichtigste in Kürze
- Selenskyj denkt offenbar über eine zeitweilige Gebietsabtretung an Russland nach.
- Vielleicht müsse Putin aus dem Amt scheiden, dass die Ukraine ihre Kriegsziele erreiche.
- Dies sagte der ukrainische Präsident im Parlament.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Raum für eine zeitweilige russische Kontrolle über ukrainische Gebiete gelassen.
Mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte Selenskyj im Parlament: «Vielleicht muss die Ukraine jemanden in Moskau überleben, um ihre Ziele zu erreichen und das gesamte Staatsgebiet wieder herzustellen.» Der ukrainische Präsident stellte einen Plan vor, wie sein Land dem russischen Druck besser standhalten kann.
Selenskyj lehnte Gebietsabtretung lange ab
Seit längerer Zeit wird darüber spekuliert, dass der Krieg in der Ukraine entlang der Frontlinie eingefroren werden könnte. Dies, ohne dass Kiew juristisch Gebiete an Russland abtritt. Dennoch lehnte Selenskyj formaljuristische Gebietsabtretungen kategorisch ab. «Wir verzichten nicht auf die Rechte der Ukraine auf ihr Territorium», unterstrich der Staatschef.
Später räumte er beim US-Senders Fox News ein: Die Ukraine könne den Krieg verlieren, wenn die bisherige massive Unterstützung der USA versiege.
«Wenn sie (die Hilfe) beenden, glaube ich, werden wir verlieren», sagte Selenskyj. Aber dennoch werde die Ukraine den Kampf fortsetzen. Die Ukraine habe zwar ihre eigene Rüstungsindustrie, doch genüge deren Produktion nicht. «Es wird nicht genug sein, um zu überleben.»
Die Ukraine befürchtet, dass Trump die bisherige militärische Unterstützung der USA zurückfahren oder ganz einstellen könnte. Dennoch hoffe er, dass Trump den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einer Beendigung des Kriegs bewegen könnte.
«Es wird nicht einfach sein, aber mit allem, was den USA zur Verfügung steht, kann er das», sagte Selenskyj. «Er ist stärker, die USA sind stärker, die Wirtschaft ist stärker, und die USA haben grossen Einfluss.»
Lage an der Front in der Ukraine bleibt kompliziert
Dabei ist das ukrainische Militär an der Front nach wie vor in der Defensive. Der Generalstab in Kiew vermeldete in seinem abendlichen Lagebericht 130 Zusammenstösse im Tagesverlauf.
Die meisten Angriffe lancierten die russischen Truppen dabei an der Front im Südosten des Landes. So attackierten sie Pokrowsk 37 Mal und Kurachowe 22 Mal. An der Grenze zwischen den Gebieten Donezk und Saporischschja gab es zudem 15 Angriffe.
In diesem Abschnitt ist die Front seit Jahresbeginn am stärksten in Bewegung geraten. Etwa 40 Kilometer konnten die Russen seit der Eroberung der ukrainischen Festung Awdijiwka bei Donezk vorrücken. Eine der Ursachen für die Probleme der Ukrainer an der Front waren die lange Zeit stagnierenden Waffenlieferungen aus dem Westen.