Umstrittene Quarantäne-Regelung für Einreisende in Grossbritannien in Kraft
Das Wichtigste in Kürze
- Weltweit werden Corona-Massnahmen immer mehr gelockert.
Der neuen Regel zufolge müssen sich alle Menschen, die aus dem Ausland ins Königreich kommen, für zwei Wochen in Isolation begeben. Weltweit haben sich laut einer AFP-Zählung inzwischen mehr als sieben Millionen Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert; mehr als 400.000 starben.
Die neue Quarantäne-Regel in Grossbritannien betrifft nicht nur ausländische Besucher, sondern auch britische Bürger und Menschen mit Aufenthaltsstatus in Grossbritannien. Sie gilt zudem unabhängig vom benutzten Verkehrsmittel. Bei der Grenzkontrolle müssen die Einreisenden Details zu ihrer Reise angeben sowie den Ort benennen, an dem sie sich in Isolation begeben werden.
Nur wenige Ausnahmen von der Quarantäne sind zugelassen, etwa für Lkw-Fahrer oder manche Beschäftigte des Gesundheitswesens. Die Behörden haben angekündigt, das Einhalten der Quarantäne stichprobenweise zu kontrollieren. Bei Verstössen droht eine Strafe von 1000 Pfund (1125 Euro).
Die Fluggesellschaften British Airways, EasyJet und Ryanair leiteten gemeinsame juristische Schritte gegen die Quarantäne-Regelung ein. Ryanair-Chef Michael O'Leary nannte die Regel am Montag im Fernsehsender Sky News «nutzlos». Dadurch würden «tausende Jobs in der britischen Tourismusindustrie vernichtet».
In Russland wurden dagegen am Montag erste Schritte zur Wiederaufnahme des grenzüberschreitenden Reiseverkehrs angekündigt. Russen dürften das Land verlassen, um zu arbeiten, zu studieren oder um kranke Angehörige zu pflegen, sagte Ministerpräsident Michail Mischustin. Ausländer dürfen demnach ebenfalls zur Pflege von Angehörigen nach Russland einreisen.
Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin kündigte seinerseits ein Ende der strikten Corona-Beschränkungen in der Hauptstadt an. Ab Dienstag werde Moskau «zum normalen Lebensrhythmus zurückkehren», sagte er in einer bei Facebook veröffentlichten Videobotschaft. Das «Selbstisolierungs- und Passierschein-System» werde aufgehoben.
In Irland durften am Montag früher als eigentlich geplant alle Geschäfte wieder öffnen, Einkaufszentren sollen in der kommenden Woche folgen. Ausserdem sind private Besuche zu Hause nun wieder erlaubt. Statt in einem Umkreis von fünf Kilometern dürfen sich die Iren nun bis zu 20 Kilometer von ihrem Zuhause entfernen. «Das ist ein grossartiger Tag für unser Land», sagte Gesundheitsminister Simon Harris dem Sender RTE. «Es ist ein Tag der Hoffnung.» Bis Juli oder August sollen in dem EU-Land fast alle Beschränkungen aufgehoben werden.
Auch ausserhalb von Europa lockerten verschiedene Länder die Ausgangsbeschränkungen. So durften in Indien in der Hauptstadt Neu Delhi und mehreren anderen Städten erstmals seit Ende März wieder Einkaufszentren, Restaurants, Tempel und Moscheen öffnen. In der Millionenstadt Mumbai bleiben viele Auflagen hingegen bestehen.
Die indische Regierung hatte Ende März eine Ausgangssperre für das Land mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern verhängt. In den vergangenen Wochen traten bereits einige Lockerungen in Kraft. Allerdings meldete die Regierung am Montag die bislang höchste Zahl an Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Fast 10.000 neue Fälle wurden demnach registriert.
Auch im Nachbarland Pakistan stieg die Zahl der Infektionen in den vergangenen Wochen stark an; Krankenhäuser warnten am Montag vor einem akuten Bettenmangel. Ärzte in Kliniken der Millionenstadt Lahore in der Provinz Punjab sagten, ihnen gingen die Betten, Beatmungsgeräte und andere wichtige Geräte aus. In der Hafenstadt Karachi wurden Covid-19-Kranke sogar wegen Überfüllung von Kliniken abgewiesen.
Komplett Corona-frei erklärte sich dagegen Neuseeland. Die Einreisebeschränkungen würden beibehalten, sagte Regierungschefin Jacinda Ardern in einer Fernsehansprache. Abstandsregeln und Einschränkungen für öffentliche Versammlungen fielen hingegen weg.
«Wir sind zuversichtlich, dass wir die Übertragung des Virus in Neuseeland vorerst gestoppt haben», sagte Ardern. Die Neuseeländer hätten sich «auf eine beispiellose Weise zusammengeschlossen, um das Virus zu vernichten». Das Gesundheitsministerium hatte zuvor mitgeteilt, es gebe keine aktiven Infektionsfälle mehr im Land. Als sie diese Nachricht erfahren habe, habe sie mit ihrer Tochter einen kleinen Tanz in ihrem Wohnzimmer hingelegt, erzählte Ardern.