Neue Steuer-Enthüllungen über Ex-König Juan Carlos schlagen in Spanien hohe Wellen.
Spaniens Ex-König Juan Carlos im Dezember 2018
Spaniens Ex-König Juan Carlos im Dezember 2018 - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Regierungschef Sánchez sieht Monarchie trotz Steueraffäre nicht in Gefahr.
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Der sozialistische Regierungschef Pedros Sánchez sagte am Freitag, er habe die jüngsten Informationen über das «ungebührliche Verhalten» des Ex-Monarchen mit «Widerwillen» aufgenommen. Juan Carlos, der in Abu Dhabi im Exil lebt, beglich beim spanischen Staat eine Steuerschuld von 4,4 Millionen Euro, wie seine Anwälte mitteilten.

Die Zeitung «El País» berichtete, es gehe in dem Fall um die Kompensation von nicht deklarierten Flügen, die dem 83-Jährigen bis 2018 kostenlos von einer Privatjet-Firma ermöglicht worden seien.

Juan Carlos, der 1975 den Thron bestieg und 2014 skandalumwittert abdanken musste, will mit dem Begleichen der Steuerschuld offenbar juristischen Nachstellungen entgehen. Je mehr aber über die Skandale aus der Vergangenheit an die Öffentlichkeit gelangt, umso stärker leidet das Image der Monarchie. Sánchez sagte unmittelbar nach den jüngsten Enthüllungen jedoch, er sehe die Monarchie nicht in Gefahr - die Steuerprobleme des Ex-Monarchen beträfen «das Verhalten einer Person», nicht die Institution Königshaus.

Es war bereits das zweite Mal, dass Juan Carlos eine alte Steuerschuld beglich. Im Dezember zahlte er fast 680.000 Euro. Damals ging es um Kreditkarten, die von dem Ex-Monarchen genutzt worden waren und die mit Bankkonten eines mexikanischen Unternehmers und eines früheren Offiziers der spanischen Armee verknüpft waren. In dieser Affäre gehen die Justizbehörden dem Verdacht nach, dass Juan Carlos Strohmänner zur Geldwäsche eingesetzt haben könnte.

Als sich die Verdachtsmomente über die zweifelhafte Herkunft seines Reichtums verdichteten, setzte sich Juan Carlos nach Abu Dhabi ab. Seither laufen mehrere Ermittlungsverfahren gegen ihn: Der schwerste Verdacht lastet auf dem Ex-Monarchen hinsichtlich der Vergabe von Bauaufträgen für eine Hochgeschwindigkeitsstrecke für Züge in Saudi-Arabien.

Juan Carlos soll 2009 eine Kommission von umgerechnet 82,5 Millionen Euro vom damaligen saudiarabischen König Abdallah erhalten haben. Pikantes Detail: 65 Millionen Euro soll Juan Carlos sodann seiner früheren deutschen Geliebten Corinna Larsen gezahlt haben.

In einem weiteren Ermittlungsverfahren, von dem wenig an die Öffentlichkeit drang, geht es um Geldwäsche über Unternehmen in Steueroasen. Nur der Oberste Gerichtshof Spaniens kann sich mit dieser Affäre befassen.

Die jüngste Begleichung einer Steuerschuld durch Juan Carlos beschmutze das Bild des Ex-Monarchen «weiter», sagte die Politikwissenschaftlerin Cristina Monge von der Universität Saragossa. Zudem könne sie die Koalition zwischen den in Madrid regierenden Sozialisten und der linksgerichteten Podemos-Partei auf die Probe stellen.

Während die Sozialisten sich als «staatstragende» Partei verstehen, schaltete die Podemos in den Angriffsmodus. Es sei eine «Schande», dass Juan Carlos dem Fiskus «freiwillig» Millionen-Beträge überweise, die er seit Jahren schuldig sei, spottete der Podemos-Abgeordnete Gerardo Pisarello. Die Justizbehörden gewährten dem Ex-Monarchen eine Straffreiheit, die er nicht verdient habe.

Gegen Larsen wird, wie «El País» im August berichtet hatte, in der Schweiz wegen mutmasslicher Geldwäsche ermittelt. Larsen habe angegeben, dass sie für ein Herrenhaus in Grossbritannien 6,7 Millionen Euro und noch einmal ungefähr die gleiche Summe für die Renovierung ausgegeben habe. Nach damaligen Informationen der «Tribune de Genève» erhielt sie von Juan Carlos 65 Millionen Euro.

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