Maske, Abstand, Bollerwagen - Vatertag in Corona-Zeiten
Ein Vatertag bei strahlendem Sonnenschein, und das unter Corona-Beschränkungen: Kann das gutgehen? Es kann, zumindest vielerorts in Deutschland. An der Nordsee mussten einige Besucher allerdings schneller wieder umkehren, als ihnen lieb war.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Befürchtungen vor dem Vatertag waren angesichts der Corona-Pandemie gross: Schliesslich nutzen vor allem Männergruppen den Feiertag auch gerne mal für grosse Trinkgelage.
Nach einer ersten Bilanz der Polizeistellen siegten aber doch bei vielen Ausflüglern die Vernunft - und der Einfallsreichtum.
In Berlin etwa begann Christi Himmelfahrt aus Sicht der Polizei weitgehend ruhig. Mehrere kleinere Versammlungen seien bis Donnerstagmittag ohne Zwischenfälle verlaufen, etwa von Mietern gegen Verdrängung oder ein weitläufiger Fahrradkorso gegen Corona-Beschränkungen in Tegel. Auch bei Freizeitausflügen - am Vatertag oft feuchtfröhlich - seien zunächst keine Auffälligkeiten gemeldet worden.
Auch aus Hessen zeigte sich die Polizei am Nachmittag zufrieden. «Ein klares und deutliches «Nein»», teilte der Sprecher des Polizeipräsidiums Frankfurt hinsichtlich der Frage nach grösseren Verstössen gegen die Corona-Verordnung mit. Auch die anderen Polizeipräsidien im Land bestätigten: Es ist viel los, aber bis dahin ohne besondere Vorkommnisse.
Aus der Region Hannover meldete die Polizei ebenfalls «erfreulich wenige Verstösse» gegen die Abstandsregeln. Ähnlich klangen die Aussagen der Behörden in Hamburg, Sachsen und Rheinland-Pfalz. In Sachsen-Anhalt fand man die Lage gar «fast erschreckend ruhig». Bei schönstem Ausflugswetter starteten auch in Thüringen viele Menschen zu Himmelfahrtstouren ins Freie - ohne grössere Zwischenfälle.
Weniger erfreulich dürfte für manch einen Ausflügler die geplante Reise an die Nordsee geendet haben. Denn Tagesgäste dürfen bis Sonntag wegen Corona die nordfriesischen Inseln und Halligen sowie auf dem Festland die Badeorte Büsum und St. Peter-Ording nicht betreten. «Die meisten zeigen Verständnis für die Kontrollen», sagte Amtsdirektor Herbert Lorenzen. Selbst, wenn sie zurückgeschickt werden.
In Niedersachsen kamen rund 500 Menschen zum Hildesheimer Drive-In-Gottesdienst zusammen. Teils hätten drei oder vier Menschen im Wagen gesessen, sagte Mirco Weiss, Diözesansekretär Bistum Hildesheim. «Was mich sehr beeindruckt hat, sind die Emotionen», berichtete Weiss. Es sei «manche Träne geflossen».
An den Grenzen zu Polen kam es derweil zu langen Staus. Besonders gross war der Andrang in Brandenburg und Sachsen. «Die A 12 ist komplett voll», sagte ein brandenburgischer Polizeisprecher am Donnerstag. Der Verkehr staute sich demnach am Nachmittag wegen der polnischen Grenzkontrollen auf 55 Kilometer Länge. Autofahrer mussten viel Zeit einplanen und etwa zweieinhalb Stunden warten, Lkw-Fahrer sogar etwa drei Stunden. In Sachsen staute sich der Verkehr laut Polizei auf der A 4 zeitweilig auf bis etwa 50 Kilometer.
Im Vorfeld des Feiertags hatten Polizei und auch Gastronomen zu Achtsamkeit aufgerufen. «Wir können nur an die Vernunft und Disziplin der Menschen appellieren, sich an die Massnahmen wie Abstandhalten oder das Tragen von einem Mund-Nase-Schutz zu halten», sagte Michael Maatz, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Nordrhein-Westfalen.
Restaurants und Biergärten durften am Himmelfahrtstag fast überall aufsperren. Der Besuch war aber mit Auflagen verbunden. In aller Regel dürfen sich maximal die Mitglieder von zwei Haushalten treffen, in vielen Bundesländern muss trotzdem der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden.
Ganz sorgenfrei konnten sich Besucher hingegen auf Tour durch den Hamburger Kiez begeben - und zwar virtuell: In Live-Videos auf Facebook konnten Interessierte verschiedene Läden auf St. Pauli erkunden. Geplant war auch eine virtuelle Tour mit der berühmten Dragqueen Olivia Jones.