Verdacht auf Schweinepest: Labortest soll Gewissheit bringen
In Polen kursiert seit Monaten die Schweinepest. Nun gibt es auch in Deutschland einen Verdacht. Das könnte Folgen für die Landwirtschaft haben.
Das Wichtigste in Kürze
- In Deutschland gibt es den ersten Verdacht der Schweinepest.
- Eine weitere Laboruntersuchung soll nun Gewissheit liefern.
Die deutschen Bauern beobachten es mit Sorge: Schon seit längerem gibt es die Afrikanische Schweinepest im Nachbarland Polen - und nun auch einen Verdacht in Brandenburg. Bestätigt sich die Befürchtung, könnte das schwerwiegende Folgen für die Landwirte haben.
Eine weitere Laboruntersuchung soll Gewissheit über den ersten Fall eines amtlichen Verdachts auf Afrikanische Schweinepest in Deutschland bringen.
Die deutsche Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) will heute über das Ergebnis mit potenziell schwerwiegenden Folgen informieren. Der Verdacht besteht bei einem toten Wildschwein, das in Brandenburg wenige Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt gefunden wurde, wie ihr Ministerium am Mittwochabend mitteilte. Eine Probe wurde für eine virologische Analyse ins Friedrich-Loeffler-Institut gebracht, das als nationales Referenzlabor Verdachtsfälle abklärt.
Exportstopps könnten drohen
Grosse Sorgen vor wirtschaftlichen Auswirkungen herrschen bei den Bauern. Im Fall eines Schweinepest-Nachweises bei einem Wild- oder Hausschwein würde Deutschland den Status als «seuchenfrei» verlieren, es könnten Exportstopps für Schweinefleisch ins Nicht-EU-Ausland drohen, etwa nach Asien.
Ein Übertreten der für Menschen ungefährlichen Tierseuche nach Deutschland wird seit längerem befürchtet. Seit Monaten kursiert sie in Polen. Im März wurde im Nachbarland ein an der Schweinepest gestorbenes Wildschwein nur etwas mehr als zehn Kilometer vor der Grenze zu Deutschland entdeckt.
Um ein Einschleppen der Tierseuche zu verhindern, herrscht bei den deutschen Behörden bereits seit Jahren erhöhte Wachsamkeit. Vorbereitet wurden auch rechtliche und organisatorische Regeln und Schutzvorkehrungen für den Fall eines Ausbruchs. Der jagdpolitische Sprecher der FDP im Bundestag, Karlheinz Busen, forderte, jahrelang geprobte Massnahmen für den Ernstfall umgehend zu aktivieren. «Es geht nun darum, eine weitere Ausbreitung und eine Übertragung auf Hausschweinbestände um jeden Preis zu verhindern.»
Schutzmassnahmen werden vorbereitet
Bei dem in Brandenburg im Spree-Neisse-Kreis entdeckten Wildschwein stellte das Landeslabor den Verdacht fest. Nach dpa-Informationen gab es mehrere positive Tests. Der Sprecher des brandenburgischen Verbraucherschutzministeriums, Gabriel Hesse, sagte der dpa, erst wenn das nationale Referenzlabor den Verdacht ebenfalls bestätige, könne von einem Ausbruch gesprochen werden. Das Landeskrisenzentrum und die kommunalen Krisenzentren seien aktiviert. Erste Schutzmassnahmen würden vorbereitet. In den vergangenen Jahren habe es mehrere Grossübungen zum Umgang mit Tierseuchen gegeben.
Für das Krisenmanagement sind die örtlichen Behörden zuständig. Wird die Schweinepest bei einem Wildschwein festgestellt, wird nach Angaben des Bundesministeriums generell ein «gefährdeter Bezirk» festgelegt und eine Pufferzone eingerichtet, die nicht von der Tierseuche betroffen ist. Hausschweine und Schweinefleisch dürfen dann aus diesen Gebieten - bis auf Ausnahmen - nicht herausgebracht werden.
Im Fall eines Ausbruch bei Hausschweinen müssten alle Tiere betroffener Höfe getötet werden. Zudem sind Sperrbezirke im Radius von mindestens drei Kilometern um den Betrieb und Beobachtungsgebiete im Umkreis von mindestens zehn Kilometern einzurichten.
Verbreitung durch Mensch
Eine mögliche Verbreitung der Tierseuche über grössere Entfernungen wird vor allem durch Menschen angenommen. Daher rufen die Behörden seit Jahren Auto- und Lkw-Fahrer aus Osteuropa auf, keine rohe Wurst ausserhalb von Mülleimern wegzuwerfen, da Fleischprodukte das Virus in sich tragen und von Wildschweinen gefressen werden könnten. Das seit längerem in Osteuropa auftretende Virus war 2018 auch im Nachbarland Belgien entdeckt worden, rund 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.