Vier Pfoten evakuiert Löwen und Bärin aus Europas schlimmsten Zoo
Vier Pfoten rettete elf Wildtiere aus dem Safari Park Zoo im albanischen Mbrostar, der international als «schlimmster Zoo» Europas verschrien ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Elf verwahrloste Wildtiere rettete Vier Pfoten aus «Europas schlimmsten Zoo».
- Die Tierschutzorganisation brachte sie vorübergehend in den Zoo in Tirana.
Die internationale Tierschutzorganisation Vier Pfoten hat am Sonntag, gemeinsam mit dem albanischen Ministerium für Tourismus und Umwelt, elf verwahrloste Wildtiere aus dem Safari Park Zoo in Mbrostar im Landkreis Fier in Albanien evakuiert. Ein internationales Team von Tierärzten sowie ein Sonderkommando der albanischen Polizei haben die Rettungsmission überwacht.
Vier Pfoten brachte die Zootiere – darunter drei Löwen und eine dreibeinige Bärin – vorübergehend in den Zoo der albanischen Hauptstadt Tirana. Sobald die Tiere sich erholt haben, wird Vier Pfoten sie in artgemässe Tierschutzzentren überstellen.
Besitzer wurde nicht informiert
Für den Besitzer des Safari Park Zoos kam der Rettungseinsatz überraschend. Aus Sicherheitsgründen wurde er im Vorfeld nicht über die Konfiszierung der Wildtiere informiert. Die anwesende Polizei musste das Eingangstor für das fast 20-köpfige Vier Pfoten Rettungsteam aufbrechen.
«Der Anblick, der sich uns im Zoo bot, war erschütternd: Verdreckte, kleine Beton-Gehege mit trostlosen Tieren darin. Die Tiere sind allesamt in einem schlechten Zustand. Löwe Lenci leidet an einer Wucherung auf der Bindehaut des linken Auges, die behandelt werden muss. Die dreibeinige Bärin Dushi ist stark abgemagert und weist deutliche Verhaltensstörungen auf», sagt Tierarzt Marc Gölkel, der Teil des Vier Pfoten Rettungsteams war.
«Wir sind froh, dass wir die Tiere aus diesem heruntergekommenen Gefängnis holen konnten. Ein grosser Dank geht dabei an die albanische Regierung, die diesen Einsatz ermöglicht hat», ergänzt Ioana Dungler, Leiterin des Wildtier-Bereichs bei Vier Pfoten.
Erster Stopp: Zoo in Tirana
Oberste Priorität war es, die Tiere schnellstmöglich an einen sicheren Ort zu bringen. Deshalb überstellte Vier Pfoten die drei Löwen, die dreibeinige Bärin, das Zebra, den Fuchs, den Wasserbock, den Rothirsch und die drei Damhirsche vorläufig in den Zoo in Tirana. Dort wurden extra neue Gehege mit Rückzugsmöglichkeiten für die geretteten Tiere angefertigt. «Wir wissen, dass die Bedingungen im Tirana Zoo nicht ideal für die geretteten Tiere sind, aber es ist vorerst die beste Option. Wir arbeiten derzeit an artgemässen Lösungen. Die drei Löwen kommen vermutlich zuerst in unsere Grosskatzenstation Felida in den Niederlanden. Dort sind wir auf die Rehabilitierung von besonders schwierigen Fällen spezialisiert. Bärin Dushi überstellen wir voraussichtlich in unseren Bärenwald Müritz in Deutschland», sagt Dungler.
Zebra nach Transfer verstorben
Für das Verladen in die Transportwägen betäubte das Tierärzte-Team alle Wildtiere – auch das Zebra. Beim Transfer war es noch bei vollem Bewusstsein. Kurz nach der Entlassung in sein Gehege im Tirana Zoo verstarb das Zebra unerwartet. «Bei Anästhesien gibt es immer ein Restrisiko – vor allem, wenn die Tiere aus schlechten Haltungsbedingungen kommen. Die Betäubung und der zweistündige Transfer waren offenbar zu viel für das geschwächte Zebra. Wir sind alle betroffen, dass für dieses Tier jede Hilfe zu spät kam», so Gölkel.
Safari Park Zoo in Fier: «Europas schlimmster Zoo»
Seit Dezember 2015 hat Vier Pfoten mehrmals gegen den Zoo ermittelt. Aufgrund rechtlicher Bestimmungen war ein Einschreiten aber bisher nie möglich. Fotos aus dem Inneren des albanischen Zoos tauchten Mitte Oktober 2018 auf und führten zu einem Aufschrei im In- und Ausland. Die Aufnahmen zeigten die schrecklichen Haltungsbedingungen der Tiere. Internationale Medien nannten den Safari Park Zoo «Europas schlimmsten Zoo» und «Zoo aus der Hölle». Ursprünglich standen zwölf Wildtiere auf der Vier Pfoten Rettungsliste. Einzig die Landschildkröte war nicht mehr im Zoo auffindbar.