Wachmann: Pelicot wurde erwischt, weil er in Laden spannte
Fast zehn Jahre lang vergewaltigt Dominique seine Frau Gisèle Pelicot. Nun erzählt ein heldenhafter Wachmeister, wie er den Taten ein Ende setzte.
Das Wichtigste in Kürze
- Zehn Jahre lang vergewaltigte Dominique Pelicot seine damalige Ehefrau Gisèle.
- Ein Wachmann erzählt nun, wie er den Taten des Mannes unwissentlich ein Ende setzte.
- Im Supermarkt wurde Dominique Pelicot wegen einer Spanner-Aktion von ihm aufgegriffen.
Fast zehn Jahre lang vergewaltigt Dominique seine damalige Frau Gisèle Pelicot. Auch bietet er sie anderen Männern zur Vergewaltigung an.
Insgesamt kommt es zu geschätzt 200 Vergewaltigungen.
Keine dieser Taten erlebt Gisèle bewusst mit. Der Grund: Dominique setzt sie unter schwere Medikamente, die sie bewusstlos machen.
Doch eines Tages im Jahr 2020 wird sein perfides Tun durch einen Zufall gestoppt.
Dominique Pelicot ist im Supermarkt unterwegs und filmt heimlich Frauen unter ihren Röcken.
Für ihn die ideale Gelegenheit: In diesem Jahr sind die Sicherheitsleute vor allem mit der Durchsetzung der Corona-Regeln beschäftigt.
Die Jagd im Supermarkt
Eine Frau, die die Überwachungskameras überwacht, bemerkt seine Spanner-Aktion. Prompt informiert sie per Funk den Sicherheitsbeamten Thibaut Rey.
Gemeinsam beobachten sie 15 Minuten lang, wie der grauhaarige Mann mit Schutzmaske sich an Frauen in der Kosmetikabteilung heranschleicht.
Immer wieder stellt Pelicot seine Einkaufstasche direkt neben die Füsse der Frauen.
Dahinter steckt ein dreister Trick: Sein Smartphone ragt aus der Tasche heraus, um unbemerkt Aufnahmen zu machen.
Im Interview mit der britischen «Daily Mail» erklärt Wachmann Rey: «Wir fanden heraus, dass er das bei drei Frauen machte – er war ziemlich gut darin.»
So wird der Täter konfrontiert
Eine der betroffenen Frauen wird angesprochen, doch sie will keine Anzeige erstatten. Sie begründet dies mit fehlender Zeit.
Gleichzeitig meldet der Überwachungsraum, dass Pelicot gerade eine weitere Frau filmt.
Rey entschliesst sich, direkt einzugreifen.
«Ich stellte ihn zur Rede, dieses Mal mit Nachdruck. Ich wollte dem Opfer klarmachen, wie schwerwiegend das Vergehen war», erzählt er.
Der Wachmann greift Pelicots Telefon, hält ihn am Arm fest und appelliert eindringlich an die Frau, die Tat anzuzeigen.
«Ich dachte dabei an meine Mutter und meine Schwester, die ebenfalls hier einkaufen. Da wurde es für mich persönlich.»
Das Ende eines Monsters
Pelicot leistet keinen Widerstand. Bereits vor zehn Jahren war er wegen Voyeurismus verurteilt worden – mit einer milden Strafe.
Doch diesmal kommt alles anders: Bei einer Hausdurchsuchung stösst die Polizei auf ein schockierendes Familienarchiv.
Mehr als 20'000 Videos und Fotos dokumentieren, wie fremde Männer Gisèle misshandeln.
Hinzu kommen anstössige Bilder seiner Tochter Caroline, seiner schwangeren Schwiegertochter und sogar seiner Enkelkinder.
Jahre später, nach der Urteilsverkündung vorgestern Mittwoch, wird Caroline ihrem Vater zurufen: «Du wirst einsam wie ein Hund im Gefängnis sterben!»
Wochen nach Aufgreifen des Täters später berichtet ein Polizist dem Wachmann, dass er unwissentlich die «Herrschaft eines Monsters» beendet habe.
Rey zeigt sich erschüttert: «Meine Mutter sagt mir jeden Morgen, dass ich ein Held bin. Aber für mich ist die einzige Genugtuung, dass Madame Pelicots Leidensweg beendet ist. Vielleicht habe ich dazu beigetragen.»
Für seinen Einsatz wird Rey nun mit der Ehrenlegion, der höchsten Auszeichnung Frankreichs, gewürdigt. «Diese Ehre gebührt allen, die nicht weggeschaut haben», sagt er abschliessend.
Das Strafmass für Pelicot steht seit gestern fest: Der Mann muss für 20 Jahre ins Gefängnis.