Preise für Wurst und Schnitzel schnellen in die Höhe

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Deutschland,

Die Schweinepest hat in China gigantische Schäden angerichtet. Der Weltmarkt kann die Versorgungslücke nicht füllen. Jetzt steigen auch die Preise beim deutschen Metzger. Wielange wird die Krise andauern?

Rippen und Bauchfleisch vom Schwein werden in einem Zerlegebetrieb auf dem Gelände des Fleischgrossmarkts (FGH) verarbeitet. Foto: Christian Charisius/dpa
Rippen und Bauchfleisch vom Schwein werden in einem Zerlegebetrieb auf dem Gelände des Fleischgrossmarkts (FGH) verarbeitet. Foto: Christian Charisius/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Schnitzel, Wurst und Braten vom Schwein - alles teurer.

Die Schweinepest in China lässt in Deutschland die Preise in die Höhe schnellen.

Seit einem Jahr grassiert schon die Afrikanische Schweinepest im Reich der Mitte, dem weltweit grössten Produzenten und Konsumenten von Schweinefleisch. Das tückische Virus ist für den Menschen zwar ungefährlich, doch für die Tiere schnell tödlich.

«Es ist die gefährlichste Krankheit, die die Schweineindustrie je erlebt hat», sagte die Expertin Cui Ernan vom Unternehmensberater GavekalDragonomics in Peking. Die Hälfte des Schweinebestands in China wurde bereits dahingerafft. Auch der Weltmarkt reicht nicht, um die Versorgungslücke im bevölkerungsreichsten Land zu füllen.

Überall kaufen Importeure aus China jetzt Schweinefleisch - in Brasilien, den USA und eben auch in Europa. Während sich deutsche Bauern über höhere Schlachtpreise freuen, müssen Verbraucher beim Metzger tiefer in die Tasche greifen. Die Preise für Schweinefleisch stiegen im September um 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie Thomas Els von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) in Bonn am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur berichtete.

Die Preise für Fleisch- und Wurstwaren insgesamt legten in diesem Zeitraum um 5,4 Prozent zu. So kostet das Kilogramm Schweinehack heute 5,81 Euro - nach 5,38 Euro vor einem Jahr. Ähnlich kletterte der Preis für Schweineschnitzel von 7,10 Euro auf 7,39 Euro. Für Schweinebraten muss heute 6,18 Euro das Kilogramm hingelegt werden. Vor einem Jahr waren es noch 5,60 Euro.

Wie Matthias Quaing, Marktexperte bei der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) im niedersächsischen Damme, berichtete, stieg der Schlachtpreis von 1,50 Euro im vergangenen Jahr auf 1,85 Euro pro Kilogramm. Gute Nachrichten für die Züchter, weil sie besser kostendeckend produzieren. «Die Schweinehalter wissen aber auch, dass es in ein, zwei Jahren wieder ganz anders sein kann.»

So schnell wird sich China von der Schweinepest und den verheerenden Folgen für seine Schweinehaltung aber nicht erholen. Nach allen Erfahrungen wird es «bestenfalls fünf Jahre, schlimmstenfalls viele, viele Jahre» dauern, sagte Cui Ernan von GavekalDragonomics. Die Herausforderungen in den kommenden fünf, zehn oder mehr Jahren seien gross. Dafür sei eine massive Transformation der Industrie von den heute in China weit verbreiteten Kleinzüchtern zu Grossbetrieben mit strengen biologischen Kontrollen nötig.

Schon heute hat die Schweinepest in China mehr als eine Billion Yuan, umgerechnet 127 Milliarden Euro, an direkten wirtschaftlichen Schäden angerichtet, wie Li Defa von Chinas Landwirtschaftsuniversität schätzte. Die Zahl wollte der führende Tierexperte eigentlich geheim halten. «Sie sollte nicht an die Öffentlichkeit», hiess es in seinem Umfeld. Doch geriet die als «realistisch» eingeschätzte Kalkulation aus einem Industrieforum an die Öffentlichkeit, weil mutige Journalisten die Zahl berichteten.

Dass das wahre Ausmass der Seuche vertuscht wird, ist typisch für den Umgang mit solchen Krisen in China, verhindert aber immer wieder ein schnelles und wirksames Vorgehen. Ein ganzes Jahr nach dem ersten Fall im August 2018 musste Vizepremier Hu Chunhua einräumen: «Die wirkliche Lage der Epidemie ist viel schlimmer, als uns bewusst war.»

Aber auch die Entschädigungen für betroffene Bauern waren in diesem Sommer noch so gering, dass es für sie wenig Anreize gab, einen Ausbruch zu melden. Die Tiere zu schlachten und das infizierte Fleisch heimlich und schnell auf dem Markt zu verscherbeln, war für die Züchter allemal lukrativer, was noch zur weiteren Ausbreitung der Schweinepest im Land beigetragen hat.

Der dramatische Rückgang der Schweinefleischproduktion hat die Preise in China im September sogar um 69,7 Prozent steigen lassen und treibt massgeblich die Inflation voran. Die Unruhe im Milliardenvolk ist gross, da Schweinefleisch zu zwei Drittel zum Fleischkonsum beiträgt. So ist die Schweinepest auch eines der drängenden Themen in den Fluren des Jingxi-Hotels in Peking, wo seit Montag erstmals seit 20 Monaten wieder das Zentralkomitees der Kommunistischen Partei tagt.

Auf der bis Donnerstag laufenden Plenarsitzung, dem wichtigsten Parteitreffen des Jahres, geht es vor allem darum, wie die Führungselite ihren Griff über das Land festigen kann. Aber die 370 Mitglieder und Kandidaten des Zentralkomitees sind sich bewusst, dass solche Nahrungsmittelkrisen oder soziale Instabilität, steigende Preise und Wirtschaftsprobleme genau die Gefahren sind, die leicht die Legitimität der Partei und die Herrschaft von Staats- und Parteichef Xi Jinping untergraben bringen können.

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