Deutschland hat über 1000 Häftlinge vorzeitig entlassen. Von der Weihnachtsamnestie profitieren Verbrecher, die eh bald freigekommen wären.
Über 1000 Häftlinge in Deutschland sind zu Weihnachten vorzeitig in die Freiheit geschickt worden. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Justizministerien der Länder. (Archivbild)
Über 1000 Häftlinge in Deutschland sind zu Weihnachten vorzeitig in die Freiheit geschickt worden. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Justizministerien der Länder. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/DPA/PAUL ZINKEN

Das Wichtigste in Kürze

  • In Deutschland wurden mindestens 1056 Häftlinge vorzeitig in die Freiheit entlassen.
  • Die meisten hätten ohnehin rund um den Jahreswechsel freikommen sollen.
  • Bayern beteiligte sich als einziges Bundesland nicht an der Weihnachtsamnestie.
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Über 1000 Häftlinge in Deutschland sind zu Weihnachten vorzeitig in die Freiheit geschickt worden. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Justizministerien der Länder. Die grösste Zahl an Freigelassenen entfällt dabei auf das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen, hier kamen 291 Häftlinge frei.

Die mindestens 1056 vorzeitig Freigelassenen in diesem Jahr bedeuten einen deutlichen Anstieg gegenüber 2021, als die Bundesländer nur etwas mehr als 800 Straftäter vorzeitig nach Hause liessen. Als einziges Bundesland beteiligt sich Bayern, wie in den Vorjahren, nicht an der sogenannten Weihnachtsamnestie.

Arbeits- und Wohnungssuche rund um Weihnachten schwierig

Die Weihnachtsamnestie soll Häftlingen, die ohnehin rund um den Jahreswechsel entlassen würden, ein schönes Fest bescheren. Die Voraussetzungen für ein früheres Haftende sind streng: Nur die Häftlinge kommen infrage, die im Gefängnis nicht negativ aufgefallen sind und keine langjährige Haftstrafe verbüssen mussten. Allerdings gibt es auch Gefangene, die eine vorzeitige Entlassung ablehnen und Weihnachten lieber im Gefängnis verbringen.

Marion Gentges, Justizministerin von Baden-Württemberg, begründet die vorzeitigen Entlassungen auch mit der Bürokratie: In den Beratungsstellen und Sozialämtern sei zwischen den Jahren niemand zu erreichen. Menschen sollten nicht ausgerechnet dann auf der Strasse stehen.

Die Suche nach Wohnungen und Arbeitsplätzen sei dann besonders schwierig, sagt Berlins Justizsenatorin Lena Kreck. Deshalb beginne die Gewährung der Gnadenerweise bereits Ende Oktober.

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