Welche Rolle spielen Kinder bei der Ausbreitung von Corona?
Viel wurde debattiert in den vergangenen Tagen: Sollten Schulen und Kitas wieder öffnen oder ist das Risiko für eine Beschleunigung der Corona-Welle zu gross? Ersten Daten zufolge sind Kinder von dem Virus möglicherweise seltener betroffen - und erkranken kaum.
Das Wichtigste in Kürze
- Erste Datenanalysen weisen darauf hin, dass Kinder weniger vom Coronavirus Sars-CoV-2 betroffen sind als Erwachsene.
Forscher um Kári Stefánsson vom isländischen Unternehmen deCODE Genetics in Reykjavik hatten bei bevölkerungsbezogenen Tests rund 13.000 Personen untersucht.
Dabei waren 0,6 Prozent der Frauen und 0,9 Prozent der Männer infiziert. Bei Kindern unter 10 Jahren gab es keinen einzigen positiven Befund, bei Menschen ab 10 Jahren waren es 0,8 Prozent, wie es im Fachjournal «New England Journal of Medicine» heisst.
Island hatte gegen die Ausbreitung des Virus Massnahmen wie das Verbot von Versammlungen mit mehr als 20 Teilnehmern verhängt, Schulen und Kindergärten blieben aber mit Einschränkungen weitgehend geöffnet.
Zuvor hatten bereits andere Analysen auf eine vergleichsweise geringe Beteiligung von Kindern am Infektionsgeschehen hingewiesen. Unter den erfassten Covid-19-Fällen hätten Kinder nur einen sehr kleinen Anteil, heisst es von der EU-Gesundheitsbehörde ECDC. Nur rund ein Prozent der Fälle seien bei Kindern unter 10 Jahren erfasst, vier Prozent bei 10- bis 19-Jährigen. Kinder scheinen genauso wahrscheinlich infiziert zu werden wie Erwachsene, haben aber ein wesentlich geringeres Risiko als Erwachsene, Symptome zu entwickeln oder ernsthaft zu erkranken. Unsicherheiten gebe es derzeit noch bei der Beurteilung, in welchem Ausmass infizierte Kinder mit kaum oder keinen Symptomen andere Menschen anstecken können.
Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte es in einem Vergleich von Covid-19 und Influenza im März geheissen, dass Kinder bei der Corona-Pandemie anders als bei der Grippe wohl keine bedeutsamen Treiber für Übertragungen seien. Erste Auswertungen hätten gezeigt, dass Kinder weniger betroffen sind als Erwachsene und nur selten deutliche Symptome entwickeln. Vorläufige Daten liessen zudem annehmen, dass Kinder sich vor allem bei Erwachsenen anstecken. Zudem stecken sich Erwachsene demnach möglicherweise kaum bei Kindern an.