Wettrüsten mit Schneekanone – der Trend geht zum Mega-Skigebiet
Mit Schneekanone und «Gletscherehe»: Im Kampf um deutsche und niederländische Urlauber fusionieren Österreichs Skigebiete wie andernorts Konzerne.
Das Wichtigste in Kürze
- In Österreich haben Skigebiete eine Milliardensumme ausgegeben, um Urlauber anzulocken.
- Die Skigebiete Pitztal und Sölden wollen mit der «Gletscherehe» fusionieren.
- Umweltschützer stellen sich gegen die Fusion.
Es ist ein Wettrüsten mit Seilbahn und Schneekanone: Österreichs Skigebiete haben seit der Jahrtausendwende eine zweistellige Milliardensumme ausgegeben, um Winterurlauber bei der Stange zu halten. Insbesondere aus Deutschland und den Niederlanden. Allein für die laufende Saison haben die österreichischen Seilbahnen nach Angaben ihres Fachverbands mehr als 750 Millionen Euro ausgegeben. Das Geld wurde in neue Bahnen und Lifte, Beschneiung mit Schneekanone, Pistenraupen und dergleichen investiert.
Der Trend geht zum Mega-Skigebiet. In Tirol wird über die Umweltverträglichkeit eines 130 Millionen Euro schweren Projekts gestritten, das inoffiziell «Gletscherehe» heisst. Dieser Zusammenschluss der Skigebiete Pitztal und Sölden sieht die Bebauung zweier bislang unberührter Gletscher in 3000 Metern Höhe vor. Die Alpenvereine in Deutschland und Österreich wollen diese Fusion in Schnee und Eis verhindern.
Umweltschützern ist der Skitourismus seit jeher ein Dorn im Auge, weil Gondeln, Sessellifte und Pisten die wilde Gebirgslandschaft stören. Die Beschneiung mit Schneekanone verändert den Wasserhaushalt. Doch die Seilbahnbetreiber reagieren lediglich auf die Wünsche ihrer Gäste.
Über die Landesgrenze von Tirol und Salzburg erstreckt sich der «Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn» mit 270 Pistenkilometern. Der Zusammenschluss mit den Nachbarn in Zell am See, vergrössert den Skizirkus auf mehr als 400 Kilometer.
Damit haben die Österreicher die Nase vor der eidgenössischen Konkurrenz. In der ohnehin teuren Schweiz haben die Wirtschaftskrise vor zehn Jahren und der starke Franken massive Probleme verursacht. Die Gästezahlen waren seit 2008/09 praktisch rückläufig. Die vergangenen beiden Winter waren indes schneereich und ein Lichtblick.
Wegen des Konkurrenzdrucks durch Nachbarländer hätten die Seilbahnen die Preise kaum erhöhen können, sagt Andreas Keller vom Verband Seilbahnen Schweiz. «Nur ein Drittel der Skigebiete kann gut allein wirtschaften», sagt er. Die anderen seien auf Unterstützung der öffentlichen Hand angewiesen.