Weihnachtsmarkt

Zahl der Opfer nach Weihnachtsmarkt-Attentat steigt – vier Tote

In Magdeburg fuhr ein Auto in eine Menschenmenge, vier Personen starben, 41 wurden schwer verletzt. Der Täter, ein Arzt aus Saudi-Arabien, wurde verhaftet.

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Polizisten bewachen nach dem Anschlag den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Magdeburg tötete ein Mann vier Personen, als er mit einem Auto in die Menge fuhr.
  • Der Täter stammt aus Saudi-Arabien und lebte seit 2006 in Deutschland.
  • Viola Amherd zeigt sich erschüttert, die Schweiz stehe an der Seite Deutschlands.

Am Freitagabend fuhr ein Mann in Magdeburg in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt. Die Polizei spricht heute Morgen von vier Toten und 41 Schwerstverletzten. Ausserdem gebe es 164 weitere Verletzte.

Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, bestätigte in der Nacht, dass unter anderem ein Mann und ein Kleinkind starben. Haseloff sprach von einem «menschenverachtenden Anschlag», er sei tief entsetzt. «Eine solche Tragödie an einem Ort, an dem Familien und Freunde voller Vorfreude auf das Fest gemeinsam schöne Stunden verbringen wollten, macht fassungslos.»

Ermittler gehen von Einzeltäter aus

Die Ermittler gehen weiter von einem Einzeltäter aus. Hinweise, nach denen ein zweites, möglicherweise tatrelevantes Auto in der Innenstadt gesichtet wurde, hätten sich nicht bestätigt, teilte die Polizei auf X mit.

Die Einsatzmassnahmen dauerten an, es würden unter anderem Durchsuchungen durchgeführt, hiess es weiter. Eine Sprecherin sagte, es laufe eine Durchsuchung in Bernburg. Details nannte sie nicht. «Aktuell haben wir keine Hinweise auf Mittäter.»

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Mit diesem Auto fuhr ein Mann in eine Menschenmenge auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. - keystone

Der mutmassliche Täter wurde noch am Tatort festgenommen. Es handelt sich laut Landesinnenministerin Tamara Zieschang um einen Mann aus Saudi-Arabien. Er sei 2006 nach Deutschland gekommen und habe einen unbefristeten Aufenthaltstitel. Er habe als Arzt in Bernburg, wo er auch gelebt hat, gearbeitet.

Die Behörden gehen davon aus, dass er alleine gehandelt hat, es gehe keine weitere Gefahr für die Stadt aus. Der Mann war zuvor nicht als Islamist bekannt. Laut Informationen der «Bild» soll er bei der Horror-Tat unter Drogen gestanden haben. Das habe ein erster Drogenwischtest ergeben.

Islam-Kritiker und AfD-Sympathisant?

Laut der «Bild» soll es sich dabei um den 1974 in Saudi-Arabien geborenen Taleb A. handeln. In Bernburg soll er als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie gearbeitet haben. Vom dort aus sind es rund 46 Kilometer nach Magdeburg zum Weihnachtsmarkt.

Die «Welt» berichtet, er habe dort im Massregelvollzug gearbeitet – einer Einrichtung zur Besserung und Sicherung von suchtkranken Straftätern.

Nach Informationen der «Bild» soll der Attentats-Fahrer nicht als Islamist bekannt oder auffällig gewesen sein. «Ich bin der aggressivste Kritiker des Islams in der Geschichte», sagte er 2019 sogar in einem Interview gegenüber der «FAZ». Er habe sich vom Islam abgewandt.

«Deswegen wurde ich bedroht: Man wollte mich ‹schlachten›, wenn ich nach Saudi-Arabien zurückkehren würde. Also habe ich mich dazu entschieden, Asyl in Deutschland zu beantragen. Es hätte keinen Sinn ergeben, sich dem Risiko auszusetzen, doch zurückkehren zu müssen und dann getötet zu werden.»

Zudem soll Taleb A. nach eigenen Aussagen eine Internet-Plattform gegründet haben, die saudi-arabischen Frauen dabei hilft, Asyl in Deutschland zu beantragen. Auch auf einem offenbar von ihm betriebenen X-Profil zeige er sich als Islam-Kritiker.

Ein Video soll die Festnahme einer tatverdächtigen Person zeigen.
Ein Video soll die Festnahme einer tatverdächtigen Person zeigen. - Privat/TNN/dpa

Dennoch habe er dort immer wieder wirre Theorien über Deutschland verbreitet: Das Land jage «saudische Asylbewerberinnen innerhalb und ausserhalb Deutschlands, um ihr Leben zu zerstören», habe er etwa geschrieben.

Ausserdem habe er Inhalte geteilt, in denen die AfD und ihre Einstellung zum Islam gelobt werden. Dazu habe er ein verfremdetes Foto der Ex-Kanzlerin Angela Merkel gepostet. Diese hält darauf ein Schild mit dem englischen Text «I destroyed Europe» («Ich habe Europa zerstört») in den Händen.

Videos sollen Tat und Verhaftung zeigen

Im Internet kursieren Videos, die die mutmassliche Tat zeigen sollen. Ein Auto rast mit grosser Geschwindigkeit durch die Menschenmenge zwischen den Ständen. Ein weiteres Video soll die Verhaftung zeigen.

Am Samstag soll Bundeskanzler Olaf Scholz nach Magdeburg reisen, es ist eine Gedenkfeier im Dom geplant. Alle Kultureinrichtungen der Stadt werden in den kommenden Tagen geschlossen bleiben.

Haseloff sagt nach dem mutmasslichen Anschlag: «Das ist eine Katastrophe für die Stadt Magdeburg und für das Land und auch generell für Deutschland.»

Alice Weidel: «Wann hat dieser Wahnsinn ein Ende?»

Zahlreiche Politiker haben sich zum Anschlag geäussert: Bundespräsidentin Viola Amherd schreibt auf X, vormals Twitter, sie sei «erschüttert». Ihre Gedanken seien bei den Opfern und den Angehörigen. Die Schweiz stehe in diesen schweren Stunden an der Seite Deutschlands.

Olaf Scholz spricht den Magdeburgerinnen und Magdeburgern seine Unterstützung aus und dankt den Rettungskräften. Friedrich Merz nennt es «sehr bedrückende Nachrichten», seine Gedanken seien bei den Opfern und den Angehörigen.

Dies schreibt auch Robert Habeck, es seien «furchtbare Nachrichten». Alice Weidel bezeichnet die Bilder als «erschütternd» und fragt: «Wann hat dieser Wahnsinn ein Ende?»

Saudi-Arabien verurteilt Angriff in Magdeburg

Auch Stéphane Dujarric, Sprecher des UN-Generalsekretärs, schreibt, man sei geschockt. Der designierte US-Vizepräsident J.D. Vance nennt es eine «entsetzliche Attacke».

Saudi-Arabien hat die tödliche Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg verurteilt. «Das Königreich bringt seine Solidarität mit dem deutschen Volk und den Familien der Opfer zum Ausdruck», schrieb das Aussenministerium in einer Mitteilung auf X.

Demnach bekräftige das Königreich seine Haltung, Gewalt abzulehnen. Den Verletzten wünsche man eine schnelle Genesung.

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