«Lage angespannt»: Weihnachtsmärkte rüsten wegen Terror-Gefahr auf
Mit dem ersten Schnee beginnt die Weihnachtsmarkt-Saison in der Schweiz. Die Sicherheitslage bleibt «angespannt» – entsprechend wird aufgerüstet.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Weihnachtsmärkte erhöhen die Sicherheitsmassnahmen gegen Terror.
- Experten warnen vor der anhaltenden Bedrohungslage durch Extremisten.
- Die Behörden rüsten sich gegen mögliche Anschläge mit Sprengstoff, Messern und Fahrzeugen.
Endlich wieder Glühwein schlürfen! Pünktlich mit dem ersten Schneefall öffnen heute Donnerstag die ersten Weihnachtsmärkte. Die letzten Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
Doch Weihnachtsmärkte wurden in der Vergangenheit immer wieder Ziel von Terroristen. In Erinnerung bleiben etwa die Anschläge 2016 auf dem Berliner Breitscheidplatz oder 2018 in Strassburg (F).
Grossangelegte Anschläge blieben in den vergangenen Jahren aus. Gebannt ist die Gefahr aber nicht.
«Auch letztes und dieses Jahr gab es wiederholt Festnahmen von jungen Extremisten, die derartiges vorhatten.» Das sagt Terror-Experte Johannes Saal auf Anfrage von Nau.ch.
Nahost-Krieg sorgt für angespannte Situation
Er warnt: «Die erhöhte Bedrohungslage bleibt wie im vergangenen Jahr aufgrund der Dynamiken im Bereich dschihadistischer Extremismus hoch. Auch in Hinblick auf den Krieg im Nahen Osten», erklärt der Experte.
Auch der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause bestätigt gegenüber Nau.ch: «Die aktuelle Lage ist aufgrund der Konflikte in der Welt und vergangenen Vorkommnissen in der Schweiz angespannt.»
Er betont: «Das Gefahrenpotenzial ist ernst zu nehmen.» Wie in vorherigen Jahren hat die Stadt Bern für die Weihnachtsmarkt-Saison aufgerüstet.
Heute Donnerstag beginnt der Sternemarkt auf der Kleinen Schanze – die Woche drauf folgen dann weitere in der Innenstadt. Der Sternenmarkt liess eine Anfrage von Nau.ch bislang unbeantwortet.
«Die Weihnachtsmärkte sind durch Poller geschützt. Ausserdem wurde die sichtbare Präsenz der Polizei erhöht», so Nause. Sollte es angezeigt sein, würde die Kantonspolizei das Aufgebot gegebenenfalls aufstocken.
Keine generellen Einlasskontrollen
Und: «Auf Verdachtsmomente hin führt die Kantonspolizei gezielte Kontrollen durch.» Generelle Einlasskontrollen wie in Deutschland gebe es aber nicht. «Den Veranstaltenden wurden keine entsprechenden Auflagen gemacht», sagt der Sicherheitsdirektor.
Nause weiter: «Konkrete Hinweise darauf, dass Berner Weihnachtsmärkte bedroht würden, haben wir keine.» Vielmehr stellen unberechenbare Einzeltäter eine Bedrohung dar.
Katja Weber, Co-Organisatorin des Wienachtsdorf Zürich am Bellevue, betont gegenüber Nau.ch, dass das Sicherheitskonzept «oberste Priorität» habe. «Wir arbeiten zu Sicherheitsthemen sehr eng mit der Stadt respektive der Stadtpolizei zusammen, denen grundsätzlich das Sicherheitsdispositiv unserer Veranstaltung obliegt.»
Auch der Christkindlimarkt im Hauptbahnhof Zürich startet heute Donnerstag. Aufgrund der Aufbauarbeiten konnten die Veranstaltenden eine Anfrage nicht beantworten.
Die Stadtpolizei Zürich macht aus taktischen Gründen keine detaillierten Angaben zu den konkreten Massnahmen. Die Sicherheitslage werde laufend überprüft.
Nur sogenannte Fahrzeugrückhalte-Systeme an den verschiedenen Marktplätzen bestätigt die Zürcher Polizei. Nau.ch-Bilder zeigen die entsprechenden Rampen und Betonklötze.
Terroristen setzen auf Sprengstoff, Messer und Fahrzeuge
Terror-Experte Johannes Saal erklärt, wofür sich die Behörden konkret wappnen. «Die bisherigen Tatmittel bei Anschlägen und Anschlagsplänen auf Weihnachtsmärkte spiegelt allgemein das vom IS propagierte Vorgehen für potenzielle Attentäter wider: Sprengstoff- und Schusswaffen und wenn diese nicht verfügbar sind, dann Messer oder Fahrzeuge.»
Das Risiko von Anschlägen kann neben geheimdienstlicher und polizeilicher Ermittlungsarbeit durch Poller und Einlasskontrollen minimiert werden. «Aber die Bedrohungslage wird sicherlich weiterhin ökonomische und psychologische Folgen haben», so Saal.