Das Hochwasser in Österreich, Polen, Rumänien und Tschechien hat die Zahl der Todesopfer auf mindestens elf erhöht.
Hochwasser in Wien
Das Hochwasser in Österreich, Polen, Rumänien und Tschechien hat zahlreiche Todesopfer gefordert. (Archivbild) - keystone

Bei dem Hochwasser in Teilen Österreichs, Polens, Rumäniens und Tschechiens ist die Zahl der Toten auf mindestens elf gestiegen.

In Österreich kamen laut Polizei zwei weitere Menschen ums Leben. In Tschechien sei ein Mensch in dem Fluss Krasovka im östlichen Landesteil Mährisch-Schlesien ertrunken, sagte Polizeipräsident Martin Vondrasek im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Bislang waren acht Todesfälle in den vier Ländern bekannt. In Tschechien sprachen die Behörden zudem von mindestens sieben Vermissten. Die Lage in den von Überschwemmungen betroffenen Gebieten blieb zu Wochenbeginn angespannt.

Im Osten Deutschlands steigen die Wasserstände, obgleich sich die Lage dort bislang weniger dramatisch darstellt. An der Elbe in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden lag der Wert nach Daten des Landeshochwasserzentrums am Morgen bei 5,54 Metern. Demnach wird noch im Tagesverlauf mit einem Überschreiten der Sechs-Meter-Markierung gerechnet. Ab diesem Wert gilt die zweithöchste Alarmstufe drei. Überschwemmungen sind auch in bebauten Gebieten möglich. Der normale Pegelwert liegt bei rund zwei Metern.

Lage in Tschechien

In Deutschland richten sich die Blicke auf Tschechien – und darauf, wie viel Wasser Elbe und Oder dort führen. Diese Wassermassen werden mit Zeitverzug Deutschland erreichen. Der tschechische Regierungschef Petr Fiala sprach in Bezug auf die Überschwemmungen im Osten des Landes bereits von einem sogenannten Jahrhunderthochwasser. Das ist ein Hochwasser, das statistisch gesehen einmal im Jahrhundert an gleicher Stelle vorkommt. Die Flutwelle an der March (Morava) erreichte Litovel, knapp 200 Kilometer östlich von Prag. Dort standen Strassenzüge unter Wasser, wie die Agentur CTK berichtete. Auch an vielen anderen Orten stiegen die Pegelstände noch an.

Landesweit wurde am Montag mit weiterem Regen gerechnet, der im Süden auch intensiv ausfallen kann. An vielen Orten stiegen die Pegelstände weiter an.

Gefahr von Dammbruch in Österreich

In Österreich gab es zumindest in der Nacht eine kurze Regenpause. «Es ist nicht vorbei, es bleibt kritisch, es bleibt dramatisch», sagte die Ministerpräsidentin Niederösterreichs Johanna Mikl-Leitner. Am Montag würden regional erneut bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet. Ein grosses Problem seien inzwischen die Dämme.

«Es besteht höchste Dammbruchgefahr», hiess es von den Behörden. Das öffentliche Leben ruhe weitgehend. Mehr als 200 Strassen in Niederösterreich seien gesperrt, 1800 Gebäude geräumt, viele Schüler und Kinder seien zu Hause geblieben, sagte Mikl-Leitner.

Rund 3500 Haushalte waren demnach am Vormittag ohne Strom. Die Höhe der Schäden sei momentan nicht abzuschätzen. «Den Hochwasser-Opfern wird auf alle Fälle geholfen», sagte sie.

Regenmengen in Niederösterreich überschreiten Monatsnorm

In Niederösterreich waren in den vergangenen Tagen regional bis zu 370 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen – ein Mehrfaches der üblichen Monatsmenge. Die Hauptstadt Wien war auch am Montag von massiven Problemen im öffentlichen Verkehr betroffen. Indes wurden in Gemeinden in Niederösterreich ein 70-Jähriger und ein 80-Jähriger jeweils tot in ihren Häusern gefunden.

Die beiden Männer seien im Inneren der Gebäude den Wassermassen zum Opfer gefallen, teilten die Behörden mit. Bereits am Sonntag war ein Feuerwehrmann beim Auspumpen eines Kellers gestorben.

Krisensitzung in Polen

In Polen berief Regierungschef Donald Tusk sein Kabinett zu einer Krisensitzung ein. Er habe ein Dekret zur Ausrufung des Katastrophenzustands vorbereitet, teilte Tusk mit. Die Entscheidung darüber muss aber vom Kabinett abgesegnet werden. Anhaltende Regenfälle haben im Südwesten Polens an der Grenze zu Tschechien zu Hochwasser geführt.

In der niederschlesischen Kleinstadt Klodzko standen ganze Strassenzüge unter Wasser, hier gab es auch ein Todesopfer. Das Dorf Glucholazy in der Region Oppeln im Südwesten des Landes wurde von Wassermassen verwüstet.

In der Nacht war besonders die Kleinstadt Nysa in der Region Oppeln betroffen. Das Wasser aus der Glatzer Neisse, einem Nebenfluss der Oder, drang in die Notaufnahmestation des örtlichen Kreiskrankenhauses ein, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. 33 Patienten wurden von dort mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht, darunter auch Kinder und Schwangere.

Ausmass unklar

Noch ist das Ausmass in den Hochwassergebieten völlig unklar. Es wird damit gerechnet, dass die Zahl der Toten weiter steigt.

In Süddeutschland bleibt die Hochwasserlage in Bayern an einigen Orten angespannt – und neuer Regen ist angesagt. In der Nacht habe sich die Situation in den betroffenen Gebieten nicht gross verändert, teilten die Polizeipräsidien mit. Eine Entwarnung gibt es vorerst aber nicht: Der Hochwassernachrichtendienst (HND) erwartete mit dem regnerischen Start in die Woche erneute Anstiege der Wasserstände.

Kein Hochwasser wie im Juni erwartet

Ein Hochwasser wie im Juni in Bayern sei aber nicht zu befürchten. Unter anderem erwartet der HND, dass die Pegelstände der Donau bei Passau, der Vils bei Vilshofen und der Isar bei München erneut ansteigen. Von Mittwoch an dürfte sich die Lage den Angaben zufolge allmählich entspannen.

Im Osten Sachsens gingen die Hydrologen mit dem im Tagesverlauf erwarteten Ende des Dauerregens von einer Entspannung der Lage aus. «In der Lausitzer Neisse in Görlitz ist der Scheitel durch, dort geht das Wasser leicht zurück», sagte ein Sprecher des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. In Spree, Schwarzer Elster und den Nebenflüssen der Oberen Elbe setze sich der Anstieg leicht und moderater fort.

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