Zunehmende Trockenheit stört Wachstum von Agrarpflanzen
Eine zunehmende Trockenheit im Frühjahr in Deutschland beeinträchtigt Experten zufolge das Wachstum wichtiger Agrarpflanzen.
Am stärksten betroffen sei der Nordosten, wo es mittlerweile von Mitte März bis Mitte Mai an etwa 40 Tagen nicht mehr regne, sagte Tobias Fuchs vom Deutschen Wetterdienst (DWD) bei der Vorstellung des DWD-Klimastatusberichts am Dienstag. «Diese Zunahme der Frühjahrstrockenheit ausgerechnet in einem Zeitraum, in dem die Vegetation "erwacht" und einen hohen Bedarf an Wasser hat, führt zu erheblichen Beeinträchtigungen bei der Pflanzenentwicklung», erklärte der Leiter des Geschäftsbereichs «Klima und Umwelt» in Berlin.
Derzeit sei die Lage für die Landwirtschaft allerdings noch nicht problematisch: Weil der Februar sehr feucht gewesen sei, seien zunächst vielerorts nur die Bodenschichten in rund 10 bis 20 Zentimeter Tiefe trocken, sagte Fuchs. In tieferen Schichten hingegen habe sich Wasser speichern können. Erst anhaltende Trockenheit im April und Mai könne etwa bei landwirtschaftlich bedeutsamen Pflanzenarten das Wachstum gefährden. Allein der diesjährige März war bereits jetzt der sonnenreichste seit mehr als 70 Jahren, wie der DWD am Montag mitgeteilt hatte.Pflanzen starten durch - normalerweise
Generell ist die Bodenfeuchte laut Fuchs «lebenswichtig» für die Land- und Forstwirtschaft. Kulturpflanzen wie Wintergetreide, Raps, Mais und Zuckerrüben starten normalerweise nach der Winterruhe mit dem Wachstum durch oder werden im Frühjahr ausgesät. Anbaumethoden müssten laut Fuchs an die veränderten Bedingungen angepasst werden, indem Landwirte ihre Agrarpflanzen zum Beispiel zusätzlich beregnen.
Demnach waren 2018, 2019 und 2020 in Deutschland ausgesprochen trockene Jahre. Erst das vergangene Jahr, das deutlich niederschlagsreicher gewesen sei, habe die Situation grösstenteils entspannt. Der dreijährige Trockenstress der Böden führte Fuchs zufolge in vielen Regionen zu einem deutlichen Rückgang beim Grünlandertrag, schwere Schäden gab es zudem in den Wäldern.
«Leider müssen wir davon ausgehen, dass solche Trockenperioden mit der zunehmenden Erderwärmung häufiger und vielleicht auch heftiger auftreten werden», so Fuchs. Aktuelle Daten zur Feuchte der Böden bundesweit biete der seit Mitte 2021 existierende Bodenfeuchteviewer des DWD.
Das Jahr 2021 bestätigte dem Klimastatusbericht zufolge klar den Trend der globalen Erwärmung. «Die Klimaveränderung wird für uns alle immer häufiger direkt spürbar, bleibt keine abstrakte statistische Kenngrösse», sagte Andreas Becker, Leiter der DWD-Abteilung Klimaüberwachung. Die Durchschnittstemperatur lag demnach mit 9,2 Grad Celsius um knapp ein Grad über dem Wert der Referenzperiode 1961 bis 1990.