Alte Siebenschläfer verkürzen Winterschlaf für Fortpflanzung
Das Wichtigste in Kürze
- Mit zunehmenden Alter verkürzt sich der Winterschlaf der Siebenschläfer.
- Es hängt mit dem Nachwuchs und der Fortpflanzung zusammen.
Mit zunehmendem Alter verkürzen Siebenschläfer ihren Winterschlaf. Wissenschaftler der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben herausgefunden, warum: Die Tiere legen ein gesteigertes Fortpflanzungsverhalten an den Tag.
Siebenschläfer (Glis glis) werden ihrem Namen durchaus gerecht, halten sie doch im Schnitt acht bis neun Monate lang Winterschlaf – in Extremfällen sind es sogar bis zu elf Monate. Damit schaffen es die Tiere trotz ihrer geringen Grösse bis zu 13 Jahre alt zu werden, wie es heute Mittwoch in einer Aussendung der Uni heisst.
Schlafbedürfnis sinkt im Alter
Ähnlich wie beim Menschen nimmt das Schlafbedürfnis allerdings mit zunehmendem Alter offenbar tendenziell ab. Die Wissenschaftler um Claudia Bieber von der Veterinärmedizinischen Universität Wien machten sich daher auf die Suche nach Gründen dafür.
Im Rahmen ihrer Studie werteten sie Beobachtungsdaten einer unter semi-natürlichen Umständen in einem Aussengehege gehaltenen Siebenschläferpopulation über zehn Jahre hinweg aus. Auf dieser Basis konnten die Forscher erstmals zeigen, dass der Winterschlaf im Alter hinausgezögert wird und die älteren Siebenschläfer früher aufwachen. Als Grund dafür identifizierten sie den steigenden Fortpflanzungsdruck, der auf den Tieren lastet. Davon berichtet das Team im Fachblatt «Scientific Reports».
Fortpflanzung nimmt im Alter zu
Wenn die Tiere Junge bekommen, müssen sie sich um den Nachwuchs kümmern, und gehen daher auch später in Winterschlaf. Das gilt aber nicht nur für die Weibchen: «Immerhin darf 'Mann' sich ja nicht entgehen lassen, falls ein Weibchen einen Wurf verloren hat und noch mal zur Paarung bereitsteht. Tatsächlich zeigen Siebenschläfer kein altersbedingtes Nachlassen in der Reproduktion, die Würfe werden mit zunehmendem Alter sogar immer grösser», so Bieber. Mit schwindenden Chancen noch ein weiteres Jahr zu überleben, nehmen die älteren Tiere auch ein höheres Risiko in Kauf, von einem Beutegreifer erwischt zu werden.
Für die Studienleiterin sind die neuen Ergebnisse «weitreichend und bestätigten evolutionsbiologische Theorien, nach der Lebewesen immer die Strategie verfolgen sollten, die ein Maximum an Nachkommen ermöglicht. Damit können wir eindeutig belegen, dass der Winterschlaf nicht nur eine Strategie zur Energieeinsparung bei ungünstigen Nahrungsbedingungen ist, sondern sogar abhängig vom Alter von den Tieren flexibel eingesetzt wird, um ein möglichst langes Leben mit vielen Nachkommen zu gewährleisten».