Am Cern wird simuliert, wie Feinstaub aus Autoabgasen entsteht

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Genève,

In asiatischen Megastädten bildet sich im Winter viel Smog. Am Cern in Genf wird nun simuliert, wie Feinstaub aus Autoabgasen entstehen kann.

Aerosol-Kammer CLOUD cern
Die Aerosol-Kammer CLOUD (Cosmics Leaving Outdoor Droplets) am Cern: Hier haben Forscher die erstaunlich blitzartige Entstehung von sekundärem Feinstaub ergründet. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In asiatischen Megastädten bildet sich im Winter Smog.
  • Die Luft enthält dabei mehr Feinstaub, als es eigentlich geben dürfte.
  • Am Cern in Genf wird nun simuliert, wie aus Autoabgasen Feinstaub entstehen kann.

Wenn im Winter in asiatischen Megastädten Smog auftritt, enthält die Luft Feinstaub – mehr als es eigentlich geben dürfte. Der Grund: In den Strassenschluchten bilden sich aus Autoabgasen blitzschnell neue Feinstaub-Partikel. Am Cern in Genf wird das simuliert.

Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer entstehen vorwiegend direkt durch Verbrennungsprozesse zum Beispiel in Kraftfahrzeugen oder Heizungen. Die Experten bezeichnen das als «primären Feinstaub».

Es gibt aber auch «sekundären Feinstaub». Und zwar wenn sich organische Substanzen in Gasform wie Schwefelsäure, Salpetersäure oder Ammoniak an winzige Nanopartikel anlagern. Dadurch wachsen grössere Teilchen heran.

Bisher war unklar, wie sich diese sekundären Feinstaubpartikel in den stark belasteten Ballungsräumen neu bilden können. Denn gemäss Berechnungen sollten sich die winzigen Teilchen eher an die reichlich vorhandenen grösseren Partikel anlagern als neue zu bilden.

Bedingungen in Klimakammer nachgestellt

Um die Entstehung sekundären Feinstaubs zu ergründen, haben Wissenschaftler im internationalen Atmosphären-Forschungsprojekt CLOUD (Cosmics Leaving Outdoor Droplets) am Europäischen Labor für Teilchenphysik CERN in Genf in einer Klimakammer Bedingungen wie in den Strassen von Mega-Cities nachgestellt.

smog
Autos stehen in Indien im Smog im Stau. - Keystone

Dort kommt es in den Strassenschluchten zu einer lokalen Erhöhung von Schadstoffen wie Ammoniak und Salpetersäure. Diese reichern sich in der Strassenluft kurzzeitig stark an. Ausgelöst wird dies durch die hohen Emissionen auf Strassenniveau und die geringe Luftzirkulation.

In so hohen Konzentrationen können die beiden Schadstoffe an wenigen Nanometer kleinen Partikel kondensieren. Es bildet sich Ammoniumnitrat und die winzigen Nanopartikel legen innerhalb weniger Minuten sehr rasch an Grösse zu. Sie bilden stabile Aerosolpartikel. Das Wachstum erfolgt dabei teilweise einhundert Mal schneller als dies bisher von anderen Schadstoffen wie Schwefelsäure bekannt war.

Feinstaubbildung nur im Winter

Dieser Prozess trägt damit in Ballungszentren deutlich zur Bildung von Feinstaub bei – das aber nur im Winter: Denn der Prozess läuft nur bei Temperaturen von weniger als etwa fünf Grad Celsius ab. «Bei wärmeren Bedingungen sind die Teilchen zu flüchtig und könnten daher keinen Beitrag zum Wachstum liefern.» Dies schreibt der Aerosolphysiker Paul Winkler von der Universität Wien in einer Aussendung.

Die Wissenschaftler vermuten, dass sich Aerosolpartikel aus Ammoniak und Salpetersäure gelegentlich auch in höheren Luftschichten der Atmosphäre bilden. Das vor allem durch landwirtschaftliche Aktivität entstehende Ammoniak gelangt dabei durch aufsteigende Luftströmungen in die obere Troposphäre.

Smog peking china
Smog hat sich über die chinesische Stadt Peking gelegt. - keystone

Salpetersäure wird durch Blitze aus dem Luftstickstoff gebildet. Bei den niedrigen Temperaturen in diesen Höhen «bilden sich neue Ammoniumnitratpartikel, die als Kondensationskeime bei der Wolkenbildung eine Rolle spielen.» Dies schreibt der Ionenphysiker Armin Hansel von der Universität Innsbruck.

Seit rund zehn Jahren erforscht ein internationales Forscherteam im Experiment CLOUD am CERN, wie neue Aerosolpartikel in der Atmosphäre aus Vorläufergasen gebildet werden und weiter zu Kondensationskeimen wachsen.

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