Auch Menschen könnten in Zukunft Winterschlaf halten
Im Winter ziehen sich viele Tiere für den Winterschlaf zurück. Von diesem könnte auch der Mensch profitieren. Wissenschaftler liefern erste Ergebnisse.
Das Wichtigste in Kürze
- Wissenschaftler sind daran, den Winterschlaf zu entschlüsseln.
- Die Forschung sieht darin grosses Potenzial.
- Die Zellforschung soll auch Menschen in Zukunft einen Winterschlaf ermöglichen.
Beim aktuellen Wetter träumen wohl viele Menschen davon, die nassen und kalten Tage zu Hause im Bett zu verbringen. Für viele Tiere ist das die Realität. Sie haben sich bereits zum Winterschlaf in ihre Höhlen und Nester zurückgezogen und verlassen diese erst wieder, wenn der Frühling kommt.
Ein amerikanisches Forschungsteam versucht jetzt, den Winterschlaf auch für den Menschen möglich zu machen. Denn der menschliche Winterschlaf könnte die Eroberung des Weltalls vorantreiben - oder die Organtransplantation revolutionieren.
Anwendungsgebiet: Science Fiction
Doch bestehen zwischen den Organismen von Menschen und Winterschläfern sehr grosse Unterschiede. So fahren Tiere ihren Stoffwechsel und Puls beim Winterschlaf sehr stark herunter. Das Herz von Murmeltieren zum Beispiel schlägt noch zwei- bis dreimal pro Minute.
Beim Menschen würde dieser Prozess unumgänglich zu Diabetes, Fettleibigkeit oder Knochenschwund führen. Doch die Zellforschung gibt Hoffnung: «Wir wissen, dass wir Zellen energetisch beeinflussen können», erklärt Studienleiter Heiko Jansen der «Washington Post». Im Moment sei man von anwendbaren Methoden aber noch weit entfernt.
Nützlich wäre ein Winterschlaf für den Menschen beispielsweise im Weltall. Weil die Reise in ferne Galaxien mit der heutigen Technologie Jahre in Anspruch nimmt, würde der Winterschlaf den Astronauten viel Nahrung, Sauerstoff und Langeweile ersparen.
Ebenfalls könnte die Forschung die Organtransplantation revolutionieren. Nach heutigem Stand können Nieren oder Lebern nicht länger als einen Tag frisch gehalten werden. Herzen oder Lungen sogar nur wenige Stunden. Könnte man die Organe in den Winterschlaf-Modus versetzen, würde das den Aufbau von Organ-Banken ermöglichen.
Zwischenzeitlicher Erfolg
Es gibt auch schon einen zwischenzeitlichen Erfolg zu vermelden beim Thema Winterschlaf. Ein Molekularbiologe hat bei einer Eichhörnchen-Art festgestellt, dass diese beim Erwachen aus dem Winterschlaf grosse Mengen an Melatonin ausschüttet. So schützt es seine Zellen, wenn diese erstmals nach Monaten wieder stärker durchblutet werden.
Aus dieser Erkenntnis bastelte der Forscher einen Melatonin-Cocktail, welcher in Zukunft Menschen verabreicht werden soll, die grosse Mengen an Blut verloren haben. Ein hämorrhagischer Schock soll so verhindert werden können.