Blüten der Pfeifenwinde locken Sargfliegen mit Todesduft an
Forscher haben die Blüten der Pfeifenwinde untersucht. Mit einem Geruch, der an verwesende Insekten erinnert, lockt sie sogenannte «Sargfliegen» in ihre Blüte.
Das Wichtigste in Kürze
- Forscher haben eine neue Bestäubungsstrategie bei der Pflanze Pfeifenwinde entdeckt.
- Ihre Blüten produzieren einen Geruch, der an verwesende Insekten erinnert.
- Damit werden sogenannte «Sargfliegen» angelockt und zum Bestäuben benutzt.
Forscher haben eine bisher unbekannte Bestäubungsstrategie bei Pflanzen entdeckt, wie das Fachjournal «Frontiers in Ecology and Evolution» berichtet. Die Pfeifenwindenart «Aristolochia microstoma» produziert einen Geruch, der an verwesende Insekten erinnert. Sie lockt damit Fliegen der Gattung «Megaselia» in ihre Blütenfalle. Auf Deutsch heissen diese Buckelfliegen, auf Englisch aber in diesem Zusammenhang viel passender «coffin flies» (Sargfliegen).
Die Pflanzengattung der Pfeifenblumen oder Pfeifenwinden (Aristolochia) umfasst mehr als 500 Arten auf der ganzen Welt. Vor allem in den Tropen und Subtropen. Bekannt sind sie vor allem aufgrund ihrer auffälligen Blüten, die ihre Bestäuber zeitweise gefangen halten.
Pfeifenwinde täuschen Brutplatz vor
Die Pfeifenwinde gelten dabei als Meister der Täuschung. Von vielen Arten ist bekannt, dass sie einen Brutplatz vortäuschen. Und «zum Beispiel den Geruch von Aas oder Fäkalien von Säugetieren, verrottenden Pflanzen oder Pilzen imitieren». Das erklärte Erstautor Thomas Rupp, Doktorand an der Uni Salzburg.
Das lockt bestimmte Fliegen an, die dort ihre Eier ablegen. Die Art «Aristolochia rotunda» täuscht dagegen eine Nahrungsquelle bestimmter Fliegen vor. Und zwar indem sie Alarmpheromone von Wanzen imitiert, die diese abgegeben, wenn sie angegriffen werden.
Stefan Dötterl ist Leiter der Arbeitsgruppe Pflanzenökologie und des Botanischen Gartens der Universität Salzburg. Zusammen mit Stefan Wanke von der Technischen Universität Dresden hat er ein Team von Forschern zusammengesetzt. In ihrer Studie haben sie die Bestäubungsstrategie der nur in Griechenland vorkommenden Art «Aristolochia microstoma» untersucht.
Deren Blüten sind unauffällig, bräunlich, und wachsen horizontal, teilweise vergraben oder nahe am Boden unter Laubstreu oder Steinen. Sie verströmen einen unangenehmen, aasähnlichen Geruch, den auch Menschen wahrnehmen können.
Pflanze besitzt ungewöhnliche Mischung von Stoffen
Den Analysen zufolge geben die Blüten dieser Pflanzenart eine ungewöhnliche Mischung von flüchtigen Stoffen ab. «Sie enthält Alkylpyrazine, die sonst nur selten von blühenden Pflanzen produziert werden», so Dötterl.
Konkret enthält der Duft 2,5-Dimethylpyrazin, ein Molekül, das weder in Wirbeltierkadavern noch in Fäkalien vorkommt, wohl aber in toten Käfern. Die Forscher denken, dies ist der erste bekannte Fall einer Blume, die Bestäuber austrickst, indem sie nach verwesende Insekten riecht. Und nicht nach Wirbeltier-Aas.
Fliegen aus der Gattung Megaselia werden genau von solchen Gerüchen angelockt. Und zwar wenn sie nach Insektenleichen suchen, um ihre Eier darin abzulegen. Dringen sie in eine Blüte ein, werden sie von ausgerichteten Haaren zu einem Raum mit den Geschlechtsorganen der Pflanze geleitet.
Durch die Haare in der Blüte gefangen deponieren sie mitgebrachten Pollen auf den weiblichen Organen. Dann reifen die Staubgefässe und setzen eigene Pollen frei, die an der Fliege haften bleiben. Sobald die Haare, die den Ausgang blockieren, verwelken, können die Bestäuber wieder entkommen.