Coronavirus: Ist ein Asthmaspray das neue Wundermittel?
Der Wirkstoff Budesonid, der in Asthmasprays vorkommt, soll zuverlässig gegen einen Spitalaufenthalt wegen des Coronavirus helfen. Ist die Hoffnung berechtigt?
Das Wichtigste in Kürze
- Eine neue Studie weckt Hoffnung auf eine zuverlässige Behandlung von Covid-19.
- Die Einnahme des Wirkstoffs Budesonid soll Spitalaufenthalte verhindern.
- Budesonid wird in Asthmasprays verwendet.
Seit mehr als einem Jahr hat das Coronavirus die Welt fest im Griff. Noch immer fehlt eine zuverlässige, medikamentöse Behandlungsmethode, mit der Infizierte behandelt werden können.
Anfängliche Versuche mit dem Malaria-Medikament Hydroxychlorquin wurden bald als nicht wirkungsvoll eingestuft. Auch das Medikament Remdesivir hilft nur bedingt. Hoffnung macht deshalb eine in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte Studie von englischen Forschenden.
Budesonid als Hoffnung gegen das Coronavirus
Asthmasprays mit Budesonid als Wirkstoff verringern demnach die Wahrscheinlichkeit auf einen Spitalaufenthalt um 91 Prozent. Dies, wenn das Medikament kurz nach Auftreten der ersten Symptome des Coronavirus eingenommen wird. In Grossbritannien wird das Spray bereits zur Behandlung verwendet.
Auf die Idee einer Behandlung mit dem Asthmaspray kamen die Forschenden, weil Asthma-Patienten bei Spital-Einlieferungen mit Covid-19 «signifikant unterrepräsentiert» waren.
SPD-Politiker und Gesundheitsökonom Karl Lauterbach zeigt sich begeistert. Für den Mediziner ist die neue Studie ein «Game Changer».
Auf Twitter teilt er die Studie und schreibt: «Die Ergebnisse machen klinisch Sinn. Weil die antientzündliche Wirkung in der Lunge den Verfall der Lungenfunktion verhindern kann.» Auch seien bei der Behandlung kaum Nebenwirkungen aufgetreten.
Ganz neu ist die Erkenntnis zwar nicht. Bereits im vergangenen Sommer empfahl die WHO eine Behandlung von Covid-Patienten mit Kortikosteroide wie Budesonid. Dies allerdings nur bei Patienten mit schweren Verläufen.
Unispital Zürich zurückhaltend
Die Lancet-Studie sorgt auch hierzulande für Interesse. Manuel Battegay vom Unispital Basel etwa schreibt auf Twitter von einem «vielversprechenden Studienresultat».
Infektiologe Nicolas Müller vom Unispital Zürich äussert sich gegenüber «10vor10» zur Studie. Diese sei wirklich spannend, den das Mittel könne gut ambulant eingesetzt werden. Allerdings relativiert er auch: «Man muss abwarten, was die nächsten Studien zeigen.»
Denn einen Haken hat die neue Studie: Es nahmen nur 146 Probanden teil, die Aussagekraft ist damit beschränkt. Dies erkennen auch die Studienautoren an und hoffen, dass bald mehr Studien dazu durchgeführt werden.