Coronavirus: Lauert die Gefahr in der Klimaanlage?
Noch immer ist die Bedeutung der Ansteckung über Aerosole beim Coronavirus nicht genau erforscht. Was steckt hinter dem Begriff, und worauf müssen wir achten?
Das Wichtigste in Kürze
- Wissenschaftler warnen vor der Corona-Gefahr durch Aerosole.
- Infizierte geben kleinste Partikel in die Luft, in denen das Virus stundenlang überlebt.
- Herkömmliche Klimaanlagen können die Aerosol-Konzentration verringern.
«Es ist Zeit, die Luftübertragung von Covid-19 anzugehen.» Unter diesem Titel riefen diese Woche 239 Wissenschaftler die Forschergemeinschaft auf, sich mehr mit der Luft-gebundenen Übertragung des Coronavirus zu beschäftigen.
Schon länger ist bekannt, dass die Schmierinfektion, die Ansteckung über Oberflächen, beim Coronavirus eine untergeordnete Rolle spielt. Hauptsächlich stecken sich Menschen über die Schleimhäute von Mund und Nase an: Das Virus wird eingeatmet. Doch neben den bekannten Tröpfchen lenken die Wissenschaftler nun die Aufmerksamkeit auf Aerosole.
Kleinste Teilchen mit grossem Ansteckungspotential
Aerosole unterscheiden sich grundsätzlich von Tröpfchen durch ihre Grösse: Während Tröpfchen eine Grösse von über 100 Mikrometern (0,1 Millimeter) haben, können Aerosole deutlich kleiner sein. Sowohl Tröpfchen als auch Aerosole werden beim Sprechen und Atmen, vor allem aber beim Husten und Niesen, ausgestossen. Bei einer Person, die mit dem Coronavirus infiziert ist, enthalten diese Wasserpartikel auch Viren.
Bisher machte man hauptsächlich die grösseren Tröpfchen für die Krankheitsübertragung im Allgemeinen verantwortlich. Ein Paper aus China machte die Wissenschaftswelt jedoch stutzig: In einem Restaurant steckten sich im Januar mehrere Menschen an einem Nachbartisch eines Infizierten an. Dabei war ein eigentlich genügender Sicherheitsabstand vorhanden.
Dies brachte die Wissenschaftler auf die Spur der Aerosole: Während Tröpfchen innerhalb einiger Sekunden zu Boden sinken, können die kleineren Aerosole stundenlang in der Luft verbleiben. Studien konnten nachweisen, dass das Coronavirus so über drei Stunden in der Luft überleben kann.
Coronavirus: Warum die Klimaanlage sogar helfen kann
Die Ansteckung im chinesischen Restaurant wurde wohl von der Klimaanlage gefördert: Diese hatte konstant Atemluft der infizierten Person zum Nachbartisch geblasen. Man vermutet, dass viele Ansteckungen auf den Kreuzfahrtschiffen auch auf die Klimaanlage zurückzuführen sind.
Doch das heisst nicht, dass jede Klimaanlage eine Seuchenschleuder ist: Grundsätzlich trägt Frischluftzufuhr zur Senkung der Aerosol-Konzentration in der Luft bei. Die meisten Klimaanlagen sind so konzipiert, dass sie Frischluft von draussen kühlen und im Raum verteilen. Das ist, ebenso wie regelmässiges Lüften, ein gutes Mittel, um das Risiko einer Infektion zu verringern.
Riskant wird es erst, wenn eine Klimaanlage einen starken Luftzug erzeugt: Wer sich im direkten Luftstrom einer infizierten Person aufhält, hat ein erhöhtes Infektions-Risiko. Ebenso gefährlich sind Klimaanlagen, in denen die Abluft erneut gekühlt und wieder in den Raum gegeben wird. Diese Bauweise ist bei hiesigen Gebäude-Klimaanlagen – anders als beispielsweise auf Kreuzfahrtschiffen – jedoch unüblich.