ETH-Forschende wollen Blasenentzündungen mit Viren heilen
Die ETH Zürich und die Uniklinik Balgrist haben einen Therapieansatz entwickelt, bei dem modifizierte Viren die Bakterien einer Blasenentzündung angreifen.
Das Wichtigste in Kürze
- Phagen sind Viren, die einen bestimmten Bakterienstamm befallen.
- Mittels der Phagen könnten Bakterien gezielt erkannt und eliminiert werden.
- Phagentherapien sind seit über 100 Jahren bekannt und werden nun neu entdeckt.
Forschende der ETH haben einen neuen Therapieansatz für Blasenentzündungen entwickelt. Spezielle Viren könnten künftig Jagd auf Bakterien machen, welche die Entzündungen verursachen. Bis es soweit ist, soll ein ebenfalls neu entwickelter Schnelltest die herkömmliche Behandlung mit Antibiotika verbessern.
Die Erreger von Harnwegsinfekten werden gegen die eingesetzten Antibiotika zunehmend resistent, wie die ETH am Freitag mitteilte. Längerfristig braucht es deshalb neue Therapieansätze.
Einen solchen haben Forschende der ETH Zürich gefunden. Zudem entwickelten sie in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Balgrist einen neuen Schnelltest. Sowohl der Therapieansatz als auch der neue Test basieren auf bakterienbefallenden Viren, sogenannten Phagen.
Phagentherapien sind zwar seit längerer Zeit bekannt, gerieten aber gerade in westlichen Industrieländern mit der Entdeckung von Penicillin in Vergessenheit. Phagen haben den entscheidenden Vorteil, dass sie gezielt nur ein einziges Zielbakterium angreifen.
Höhere Wirksamkeit dank genetischer Modifikation
Der Nachteil ist jedoch, dass die Phagen ihren Wirt, das krankmachende Bakterium, nicht vollständig abtöten. Um dieses Problem zu lösen und die Wirksamkeit der Phagen zu erhöhen, haben die Forschenden sie genetisch modifiziert. Die Therapie befindet sich indes noch im Laborstadium – bis zur breiten Anwendung ist es noch ein weiter Weg.
Rascher einsetzbar ist der neue Schnelltest, der ebenfalls auf Phagen basiert. Bei der Behandlung von Blasenentzündungen stehen Ärztinnen und Ärzte nämlich häufig vor einem Dilemma: Obwohl Antibiotikaresistenzen zunehmen, sind sie häufig gezwungen, blind ein solches zu verschreiben. Denn mit herkömmlicher Diagnostik dauert es mehrere Tage, um den genauen Erreger zu bestimmen.
Der neue Schnelltest ermöglicht die Bestimmung des Erregers innert weniger Stunden. Ist dieser bekannt, kann ein spezifischeres Antibiotikum ausgewählt werden. Dadurch werden Resistenzbildungen verhindert.