ETH Klimaforscherin: Kein technologischer Ausweg beim Klimawandel
Die ETH-Klimaforscherin Sonia Seneviratne warnt vor Hoffnungen auf technologische Auswege bei der Bekämpfung des Klimawandels.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine ETH-Forscherin warnt: Es gibt keinen technologischen Ausweg aus dem Klimawandel.
- Sonia Seneviratne sagt, es gibt bereits Entwicklungen, die nicht mehr aufzuhalten seien.
Der am Montag vorgelegte 6. Zustandsbericht des Weltklimarats IPCC zeigt, dass sich der globale Klimawandel in den letzten Jahren weiter verschärft hat. In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» sagt die ETH- Professorin am Institut für Atmosphäre und Klima und IPCC-Autorin Sonia Seneviratne , es gebe dazu eindeutige neue Daten. «Wer nach wie vor die Idee hat, man könne weiterhin die CO2-Emissionen so langsam wie bisher reduzieren und dann auf technische Hilfe hoffen, ist auf dem falschen Weg.»
Die Mengen an CO2, die man derzeit mit Aufforstung oder technischen Methoden extrahieren könne, seien zu begrenzt um etwas zu bewirken. «Wir müssen einfach so schnell und soviel Emissionen wie möglich reduzieren, damit wir möglichst wenig auf solche technischen Lösungen angewiesen sind.» Die Emissionen müssten bereits in zwei Jahren sinken.
Änderungen bei Klimaextremen würden jetzt in jeder Region der Welt beobachtet. Das Zeitfenster schliesse sich schnell. Doch es gebe in dem Bericht ein Szenario, nach dem die 1,5-Grad-Grenze nur um 0,1 Grad überschritten werde. «Dafür müssen die Co2-Emissionen bis 2030 um 50 Prozent abnehmen und nachher so schnell wie möglich netto Null erreichen, am besten vor 2050.»
Wenn man weitermache wie bisher, werde es vielleicht schon vor dem nächsten IPCC-Bericht um 1,5 Grad wärmer sein. Es gebe zudem Entwicklungen, die nicht mehr aufzuhalten seien, selbst wenn man die Erderwärmung um 1,5 Grad oder wenig darüber stabilisiere.
Der Meeresspiegel werde weiterhin steigen – so lange, bis das Klimasystem wieder im Gleichgewicht sei. Auch die Gletscher würden weiterhin schmelzen und Klimaextreme, wie Hitzewellen und Starkniederschläge wie in diesem Sommer würden nicht verschwinden, sondern sich mit einer zusätzlichen globalen Erwärmung weiter verschärfen.
Es sei nun eine gesellschaftliche Frage, ob man die CO2-Emissionen so rasch wie nötig reduzieren könne. Doch die Dringlichkeit von Klimamassnahmen in der Politik sei noch nicht überall angekommen, auch nicht in der Schweiz.