Fernunterricht in Corona-Krise hat etliche Schüler nicht erreicht
Das Wichtigste in Kürze
- Während der Corona-Krise konnten viele Schüler gar nicht erreicht werden.
- Im Online-Unterricht schnitt Deutschland vielerorts schlechter ab als die Schweiz.
In der Corona-Krise haben etliche Schüler digital nicht erreicht werden können. Das ist das Ergebnis einer Auswertung des «Schul-Barometers», ein Projekt vom Institut für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie der Pädagogischen Hochschule Zug. Das Schul-Barometer umfasst die Schweiz, Deutschland und Österreich.
7000 Lehrer und Schulleiter befragt
Befragt wurden wurden mehr als 7000 Personen aus dem Schulbetrieb - darunter 655 Schulleiter - aus den drei Ländern. Nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten gab an, quasi alle Schülerinnen und Schüler erreicht zu haben. 14 Prozent der Schul-Mitarbeiter sagten, dass immerhin zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht über das Internet erreichbar gewesen seien. Zwölf Prozent meinten, dass 15 bis 20 Prozent digital nicht kontaktierbar waren.
14 Prozent erklärten, dass 25 bis 50 Prozent digital nicht angesprochen werden konnten. Bei acht Prozent der Befragten war die Erreichbarkeit besonders schlecht. Hier konnte zu 50 und 100 Prozent kein digitaler Kommunikationsweg zu den Schülerinnen und Schülern aufgebaut werden. Bei Kommunikationsmedien setzen Schulen vor allen auf Mails (66 Prozent), gefolgt vom Mobiltelefon (Anruf oder Nachricht) und Online-Plattformen wie Moodle.
Deutsche Lehrer erreichen ihre Schüler kaum
Im «Schul-Barometer» berichten nur 36 Prozent der befragten deutschen Schulmitarbeiter, dass sie ihre Schüler über Online-Plattformen erreichen. In Österreich liegt dieser Wert deutlich höher bei 63 Prozent und in der Schweiz bei 57 Prozent.
Die schlechtere technische Ausstattung und die Zurückhaltung vieler Lehrer in Deutschland wirkte sich auf die Beteiligung der Schüler aus: Ihr Lernengagement zuhause sowie die Unterstützung der Eltern wird von deutschen Lehrer deutlich geringer wahrgenommen als in den Nachbarländern.
So berichten in Deutschland 34 Prozent der Schulmitarbeiter, dass die Kinder und Jugendlichen zuhause aktiv an ihren Aufgaben arbeiten; in Österreich und der Schweiz tun dies dagegen 70 Prozent respektive 61 Prozent.
Instituts- und Studienleiter Stephan Huber sagte, die Schulschliessungen hätten alle Akteure im Schulkontext vor einer grossen Herausforderung gestellt. «Die aktuelle Situation ist aber auch eine grosse Chance. Die Digitalisierung hat aufgrund der vorliegenden Notwendigkeit einen enormen Aufschwung erlebt.»