Herzen von Tier und Mensch schlagen bei der Pferdetherapie synchron
Schauen sich Verliebte in die Augen, schlagen ihre Herzen im Gleichtakt. Dieser Effekt wurde in einer Pilotstudie nun auch bei der Pferdetherapie nachgewiesen.

In der Pferdetherapie passen sich die Herzschläge von Mensch und Tier einander an, berichten Schweizer und Wiener Forscherinnen und Therapeutinnen. Zudem zeigten sie in ihrer im Fachjournal «Complementary Therapies in Clinical Practice» veröffentlichten Studie die stressreduzierende Wirkung dieser Therapie. Zum Forschungsteam zählte unter anderem Karin Hediger von der Universität Luzern.
Die pferdegestützte Therapie gelte als vielversprechende Methode zur ergänzenden Behandlung von Personen mit intellektueller Beeinträchtigung. Vielfach belegt sei die verbesserte motorische Kontrolle durch die Pferdetherapie, doch die psychologischen Vorteile und die zugrunde liegenden Mechanismen seien noch nicht vollständig verstanden, schrieb das Forschungsteam um die Klinische Psychologin Anna Naber und Roswitha Zink vom Wiener Kinderhospiz und Therapiezentrum «Lichtblickhof».
Zudem war Lisa Maria Glenk vom Messerli Forschungsinstitut für Mensch-Tier-Beziehung der Veterinärmedizinischen Universität Wien an der Studie beteiligt.
In der Pilotstudie wurden physiologische Werte für eine Stressreaktion wie Herzfrequenz oder Stresshormon Kortisol erstmals gemeinsam bei Klientinnen mit einer intellektuellen Beeinträchtigung im frühen Erwachsenenalter, einer Therapeutin sowie Therapiepferden gemessen. Die Messungen erfolgten vor, während und nach einer standardisierten Therapiesitzung.
«Wir fanden heraus, dass sich die Herzschläge aneinander anpassten und sich synchronisierten – aber nur unter einer bestimmten Voraussetzung», erklärte Naber der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Der ausschlaggebende Faktor dabei war eine positive Beziehung der Interaktionspartner: So schlugen die Herzen von Klientin und Pferd nur dann im Gleichtakt, wenn es sich um das Lieblingspferd der jeweiligen Klientin handelte.
Pferdetherapie zeigt stressreduzierende Wirkung
Und zwischen Therapeutin und Pferd war der Effekt grösser, wenn die Therapeutin mit einem Pferd interagierte, mit dem sie eine intensive Beziehung hatte, die über eine Arbeitsbeziehung hinausging.
In der Studie konnte auch gezeigt werden, dass die Pferdetherapie eine stressreduzierende Wirkung auf die Klientinnen hatte. Nach dem Kontakt mit dem Pferd hatten die jungen Erwachsenen niedrigere Werte des Stresshormons Kortisol im Speichel und ihr Puls war niedriger, «beides Anzeichen für Entspannung», so Naber.
Zudem war die sogenannte Herzratenvariabilität höher, ein Mass für die Anpassungs- und Adaptionsfähigkeit des Organismus an Belastungen, was für ein hohes Wohlbefinden spreche. «Beim Lösen einer Herausforderung zeigte sich eine signifikant niedrigere Herzfrequenz, wenn das Pferd dabei war, als wenn die Herausforderung ohne Pferd gelöst werden musste», sagte die Klinische Psychologin.
Dass Pferde sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken und dabei helfen, Stress zu reduzieren und Entspannung zu erleben, wisse man aus der täglichen Praxis in der Pferdetherapie bereits aus vielen Beobachtungen und Erlebnissen. Das gelte auch für die Bedeutung von «Beziehung» im therapeutischen Setting.
Mit der Studie werde diese Erfahrung nun auch wissenschaftlich darstellbar. «Wir hoffen damit, eine grössere Akzeptanz der pferdegestützten Therapie zu erreichen und die Rahmenbedingungen dafür zu optimieren», so Zink.