Sportliche Senioren trinken mehr Alkohol als inaktive
Eine Studie zeigt, dass sportlich aktive Seniorinnen und Senioren einen höheren Alkoholkonsum aufweisen als inaktive Personen, sogenannte «Couch Potatoes».

Das Wichtigste in Kürze
- Laut einer Studie konsumieren sportliche Senioren tendenziell mehr Alkohol als inaktive.
- Auch Probanden aus der Schweiz nahmen an der Untersuchung teil.
- Besonders ältere Senioren könnten dadurch ernsthafte gesundheitliche Probleme bekommen.
Sportliche Seniorinnen und Senioren konsumieren laut einer Studie mehr Alkohol als «Couch Potatoes». An der internationalen Studie nahmen auch Probanden aus der Schweiz teil.
«Die Häufigkeit von Alkoholmissbrauch unter älteren Erwachsenen steigt an.» Das schrieben Sabine Weber von der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie der MedUni Wien und ihre Co-Autorinnen in der «European Psychiatry»-Fachzeitschrift.
Die Fachleute haben die Daten von 3133 Teilnehmenden an einer grossen internationalen Studie in 13 Staaten ausgewertet. Die Beobachtungsdauer betrug im Mittel bis zu sechs Jahre. Das mittlere Alter der Probanden betrug zu Beginn der Untersuchung 54 Jahre.
Die Teilnehmenden stammten aus Österreich, Belgien, Tschechien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Israel, Italien, den Niederlanden, Polen, Spanien, Schweden und der Schweiz. 54,4 Prozent der Teilnehmenden waren weiblich.
Zu Beginn der Studie zeigte sich eine «positive» Assoziation zwischen körperlicher Betätigung und der Häufigkeit des Trinkens von alkoholischen Getränken. Bei angegebener moderater physischer Aktivität erhöhte sich der Alkoholgebrauch im Vergleich zu Inaktivität um den Faktor 1,9.
Bei intensiver körperlicher Belastung stieg das gar um den Faktor 2,1. Männer tranken insgesamt mehr, ebenso Probanden mit besserem Gesundheitszustand, Depressionen und höherer Schulbildung.
Alkohol wirkt im Alter stärker
Auch im Verlauf der Beobachtungszeit zeigte sich ein ähnliches Bild. Mittelgradige körperliche Betätigung über bis zu sechs Jahre hinweg erhöhte die Alkohol-Konsumfrequenz um den Faktor 1,8. Intensiver Sport um den Faktor 1,9.
Gerade ältere Seniorinnen und Senioren könnten dadurch in eine erhebliche gesundheitliche Problematik hineinrutschen: Im Rahmen der Seneszenz verändert sich der Flüssigkeitshaushalt, was die Wirkung von Alkohol verstärkt.
Die kognitive Leistungsfähigkeit wird schwächer, Alkohol verstärkt das. Die negativen Effekte reichen bis hin zu Problemen mit der Einnahme notwendiger Medikamente.
Alkoholmissbrauch beginnt bei einem Drittel erst im Alter
Gegenstrategien wären laut den Fachleuten um Sabine Weber dringend erforderlich. Immerhin dürfte in der Europäischen Union der Anteil der Über-65-Jährigen bis zum Jahr 2070 auf rund 30 Prozent ansteigen.
Ein Drittel der Menschen mit Alkoholmissbrauch seien erst mit höherem Lebensalter in diese Situation gekommen. Es gibt wissenschaftliche Studien, die dies gezeigt haben.
Die Gründe für die von den Forschenden gemachten Beobachtungen über die Assoziation zwischen Alkoholkonsum und körperlicher Betätigung dürften komplex sein: Einerseits führt regelmässiger Sport zu mehr sozialen Kontakten.
Was in der westlichen Gesellschaft wiederum zu häufigerem Trinken von Alkohol führen könnte.
Auf der anderen Seite zeigte sich, dass Probanden mit vielen anderen chronischen Erkrankungen weniger tranken: offenbar bedingt durch ihre gesundheitliche Situation.