Jede vierte Frau erlebt laut Studie bei Geburt informellen Zwang
Das Wichtigste in Kürze
- Jede vierte Frau in der Schweiz erlebt informellen Zwang bei der Geburt.
- Die Studie zeigt auch, dass Frauen mit Migrationshintergrund dem öfter zum Opfer fallen.
- Informeller Zwang bedeutet eine unzureichende Aufklärung oder Einschüchterung.
Eine Online-Befragung hat ergeben, dass in der Schweiz jede vierte Frau bei der Geburt informellen Zwang erlebt. Das heisst, sie wird beispielsweise einseitig informiert oder eingeschüchtert. Für die Studie wurde über 6000 Mütter befragt.
Wie die Berner Fachhochschule (BFH) am Montag mitteilte, sind Frauen mit Migrationshintergrund häufiger betroffen. Auch erleben Frauen aus urbanen Regionen eher informellen Zwang bei einer Geburt als Frauen auf dem Land.
Informeller Zwang kann laut BFH auch bedeuten, dass eine Frau mit einer Behandlungsentscheidung nicht einverstanden ist. Befragt wurden Frauen, welche in den Jahren 2018 und 2019 ein Kind zur Welt brachten.
Frauen hätten das Recht, Entscheidungen unter der Geburt selbstbestimmt zu treffen, heisst es in der BFH-Mitteilung weiter. Fachleute bedürften einer Sensibilisierung für die Wünsche und Vorstellungen von Gebärenden und für die Folgen von Behandlungen unter der Geburt.
Mehrheit empfand Geburtserlebnis als positiv
Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) definiert: Zwang in der Medizin ist jede Massnahme, die gegen den selbstbestimmten Willen oder Widerstand von Patientinnen und Patienten durchgeführt wird. Im Gegensatz zu formellem Zwang gibt es bei informellem Zwang keine rechtliche Grundlage für die Einschränkung der Selbstbestimmung.
Die noch nicht von anderen Fachleuten begutachtete Studie zeigte auch, dass über zwei Drittel der Frauen ihre Geburt positiv erlebten. Beteiligt waren an der Studie nebst denen der BFH auch Forschende der Universität Zürich und des Berner Universitätsspitals Insel.