Jesus

Jesus sah wohl aus wie ein Taugenichts

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Bern,

Jesus wird vornehmlich weiss, hochgewachsen und blauäugig dargestellt. Doch eigentlich war er wohl eher ein etwas zerlumpten Geselle mit dunkler Haut.

Bild von Jesus
Rekonstruktion des Forensikers Richard Neave: So ähnlich könnte Jesus ausgesehen haben. - Richard Neave

Das Wichtigste in Kürze

  • Quellen deuten darauf hin, dass Jesus vor und 2000 Jahren wirklich gelebt haben könnte.
  • In der Kunst wird er seither häufig hellhäutig und blond dargestellt.
  • Die Forschung aber entwirft ein anderes Bild von seiner Erscheinung.

Gross, blond, blauäugig, strahlend. So stellt die abendländische Kunst Jesus dar, doch die historische Wahrheit trifft das nicht. «Der Jesus, den wir aus Jahrhunderten christlicher Kunst geerbt haben, ist eine Lüge», schreibt die britische Historikerin Joan E. Taylor, die nun ein neues Buch zu dieser Frage veröffentlicht hat.

Theologen, Archäologen und Forensiker haben sich zum Aussehen des Propheten bereits ausführlich Gedanken gemacht. Aus Sicht der forensischen Anthropologie ist sein Aussehen ein schwieriger Fall, denn sein Ableben ist 2000 Jahre her und Überreste wurde keine gefunden: Es gibt kein Skelett, keine sonstigen körperlichen Überreste und keine DNA. Es gibt einzig schriftliche Quellen. Vieles bleibt also Spekulation.

Bibel als Quelle

Als Hinweis für Forschende bleibt das, was in der Bibel festgehalten wurde und was sie über seine Zeit wissen. Das hat die Historikerin John E. Taylor nun zusammengetragen: Jesus unterschied sich demnach äusserlich wenig von seinen Jüngern, da Judas Iskariot gebeten wurde, ihn vor der Festnahme zu identifizieren.

Als jüdischer Mann in Galiläa hatte er höchstwahrscheinlich olivfarbene Haut, dunkles, eher krauses Haar, dunkle Augen und war nach heutigen Massstäben klein. Die durchschnittliche Körpergrösse bei Männern lag bei etwa 1,55 Meter. Als ehemaliger Handwerker war er vermutlich kräftig und als Wanderprediger gut zu Fuss.

In einer biblischen Prophezeiung finden sich Hinweise darauf, dass Jesus einen Bart trug, wie es bei jüdischem Gelehrten und Philosophen üblich war, die Haare und Bart in der Regel kurz schnitten. Sicher ist das nicht.

3D-Rekonstruktion aus der Vermessung von Totenköpfen

Der Forensiker Richard Neave hat sich 2001 in Zusammenarbeit mit israelischen Archäologen in einer Rekonstruktion eines Gesichtes versucht: Hierfür vermass er drei Totenköpfe, die aus der Zeit und Region stammen, wie der Mann namens Jesus. Aus diesen Daten erstellte er eine 3D-Rekonstruktion – die mit Vorsicht zu geniessen ist.

Von dem hochgewachsenen Blonden mit langem Bart und wallendem hellbraunem Haar, wie er beispielsweise in Leonardo da Vincis «Abendmahl» abgebildet ist, unterscheidet sich dieses Bild jedenfalls sehr.

Nach dem Johannes-Evangelium kleidete sich Jesus in eine Tunika, die aus einem Stück Stoff gearbeitet war. Das war unüblich. Die damalige Standardkleidung bestand aus zwei Stoffstücken, die an Seiten und Schultern geschlossen wurden. Nur wohlhabende Männer trugen ein durchgehendes Stück Stoff, das bis zu den Knöcheln reichte.

Jesus verurteilte diese Kleidung als aufgesetzt, seine Tunika reichte vermutlich nur bis unter das Knie. Dazu trug er wie die meisten Angehörigen der jüdischen Bevölkerung einen grossen Schal, vermutlich aus ungefärbter Wolle. Er trug Sandalen.

Jesusabbildung
Blond und hellhäutig – so sah Jesus wahrscheinlich nicht aus. - Unsplash

Jesus verdiente seinen Lebensunterhalt durch Almosen und Betteln, mischte sich unter die Armen und übernachtete öfter unter freiem Himmel. Aus Sicht «ordentlicher» Bürger war er ein Taugenichts und sah vermutlich auch so aus.

Das Bild mit langen Haaren, langem Bart, hellen Augen und heller Haut, wurde von der Kunst verwendet, weil das eine «starke Marke» war, wie die Historikerin Taylor schreibt. Das tatsächliche Aussehen dieses Mannes war egal. Unser Bild von ihm ist also eigentlich ein Resultat von gutem Marketing.

«Nau forscht»

Im Rahmen dieser Serie erscheint jeden Sonntag ein exklusiver Beitrag des Wissenschaftsmagazins «higgs».

Dieser Beitrag wurde verfasst von Daniela Gschweng.

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