Kälte schützt nach Herzstillstand nicht
Eine Studie mit Beteiligung des Inselspitals Bern zeigt: Die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einem Herzstillstand wird durch eine Kältetherapie nicht grösser.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Kältetherapie nach einem Herzstillstand erhöht die Chance zu überleben nicht.
- Das zeigt eine internationale Analyse, an der auch das Berner Inselspital beteiligt war.
- Damit widerspricht die Studie den internationalen Richtlinien.
Kältetherapien nach einem Herzstillstand erhöhen die Überlebenswahrscheinlichkeit nicht, wie eine Analyse zeigt, an der auch das Inselspital Bern beteiligt war. Davon berichtet das internationale Forschungsteam in der medizinischen Fachzeitschrift «New England Journal of Medicine».
Für in die Notfallstation eingelieferte komatöse Herzstillpatientinnen und -patienten empfehlen internationale Richtlinien Folgendes: Man soll mit einer sogenannten Hypothermie-Behandlung die Körpertemperatur auf etwa 33 Grad kühlen.
Grössere Anzahl Patienten als frühere Studie
Dies gründet vor allem auf einer Studie aus dem Jahr 2002. Die unterstützende Evidenz sei aber von geringer Sicherheit, schreiben die Autorinnen und Autoren.
Sie überprüften diese Empfehlung nun und schlossen deutlich mehr Patienten ein als die vorangegangene Studie. Dabei zeigte sich, dass sich die Überlebenswahrscheinlichkeit in den zwei Gruppen aus jeweils rund 900 Patientinnen und Patienten nicht unterschied: Nach sechs Monaten waren 465 Patienten aus der Hypothermie-Gruppe verstorben, verglichen mit 446 Patienten aus der Kontrollgruppe.
Temperatur allein nicht entscheidend
Allerdings habe die Gruppe mit Kühlung in Bezug auf Herzrhythmusstörungen deutlich schlechter abgeschnitten als die Normaltemperatur-Gruppe. So liess sich die Berner Medizinerin Anja Levis, Co-Autorin der Studie, in einer Mitteilung des Inselspital zitieren.
Die aktuelle Untersuchung an 61 Spitälern in 14 Ländern zeige, dass es vor allem ein gutes Setting für Herzstillstand-Patienten brauche. Dieses könne nicht einzig auf die Temperatur beschränkt werden, so Matthias Hänggi, leitender Arzt für Intensivmedizin.