«Raumfahrtprojekte geben der Schweizer Wirtschaft Schub»
Die Schweiz bezahlt viel Geld an die Europäische Weltraumorganisation. Was wir davon profitieren, sei laut Johann Schneider-Ammann aber wesentlich mehr wert.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Forscher haben einen neuen Satelliten mitentwickelt: Cheops soll Mitte 2019 ins All geschossen werden.
- Von der Investition in die Raumfahrt erhoffen sich Politiker unter anderem Impulse für die heimische Wirtschaft.
- Ein Mehrfaches der Schweizer Beiträge an die ESA kommt in Form von Aufträgen an Schweizer Firmen zurück.
Dass die Schweiz eine Raumfahrtnation ist, steht seit der ersten Mondlandung 1969 fest: Noch bevor Astronaut Buzz Aldrin die amerikanische Flagge auf dem Erdtrabanten hisste, stellte er das Sonnenwindsegel der Universität Bern auf. Ein Experiment, das den Teilchenstrom, der von der Sonne ausgeht, genauer untersuchte.
Den aktuellen Meilenstein der Raumfahrtnation Schweiz markiert der Satellit Cheops, der Mitte 2019 auf eine Erdumlaufbahn geschossen wird. Mit nur gerade 2,6 Metern Höhe und 280 Kilogramm Gewicht repräsentiert er eine neue Generation von kleinen, leichten Satelliten. Er soll Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems vermessen. Geleitet wird die Mission vom Willy Benz, Astrophysiker an der Uni Bern.
An dem Projekt beteiligt sind elf Nationen, die verschiedene Komponenten beigesteuert haben. Getestet wurde das fertige Flugobjekt bei Ruag Space in Zürich Seebach. «Das zeigt, dass die Schweiz nicht nur mit ihrer Forschung eine Raumfahrtnation ist», sagte Bundesrat Johann Schneider-Ammann anlässlich der Präsentation von Cheops aus. Der Wirtschafts- und Forschungsminister betonte den Wert der Weltraumforschung für die einheimische Wirtschaft.
Raumfahrtprojekte treiben Innovation
Die rund 175 Millionen Franken, welche die Schweiz jährlich an die Europäische Weltraumorganisation ESA beiträgt, lohnen sich, sagt auch Renato Krpoun, Leiter der Abteilung Raumfahrt im Staatsekretariat für Bildung Forschung und Innovation. Ein Mehrfaches davon komme zurück ins Land. Genaue Zahlen gibt es nicht, jedoch gehen Studien davon aus, dass das Zwei- bis Fünffache in Form von Aufträgen an die Schweizer Industrie zurückfliesst. Noch wichtiger sei aber der Innovationsschub, den solche Projekte verleihen, sagt Renato Krpoun. So kann Ruag Space dank dem Know-how und den Technologien aus Forschungsprojekten die Tragestrukturen für 900 Kleinstsatelliten bauen, welche im Projekt OneWeb bis zum Jahr 2027 das Internet in jeden Winkel der Welt bringen sollen.
Und in den Satelliten des europäischen Galileo-Navigationssystems kreisen die Atomuhren der Neuenburger Firma Spectratime um die Erde. Mit einer maximalen Abweichung von einer Nanosekunde pro Jahr sind es die weltweit präzisesten Zeitmesser. Aus dieser Weltraumtechnologie hat die Firma Geräte entwickelt, die auf terrestrischen Sendeanlagen und Mobilfunkstationen das Referenzsignal generieren. «Dies zeigt, dass sich das Engagement in der Weltraumtechnologie lohnt», sagt Renato Krpoun. «Schweizer Firmen erobern sich so Hightech-Nischen in einem globalen Markt, der wächst und bald das Volumen von 1000 Milliarden Franken erreichen dürfte.»
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