Religion ist für die Hälfte der Schweizer identitätsstiftend
Religion als soziale Identität ist für 50 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz und für 57 Prozent in Deutschland wichtig.
Das Wichtigste in Kürze
- Für 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung ist Religion ein Teil der sozialen Identität.
- Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universitäten von Leipzig und Luzern.
- Demnach lag Religion auf Platz 12 und somit im Mittelfeld aller Kriterien.
Religion sei eine wichtige, aber nicht die wichtigste soziale Identität, kommen die Forscher zum Schluss. Die Familie werde von über 80 Prozent der Befragten als wichtig eingestuft. Religion folgt gemäss der Studie auf Rang 12 im Mittelfeld, noch vor dem Herkunftskanton oder der Sprachregion.
Anlass von Diskriminierungen
Religiöse soziale Identitäten seien mitunter Anlass von Diskriminierungen. Das Ausmass erfahrener religiöser Diskriminierung sei jedoch in Deutschland und in der Schweiz insgesamt moderat. Wobei Diskriminierung aufgrund der Religion in der Schweiz vor allem von Mitgliedern der Freikirchen (selten oder öfter: 69 Prozent) und von Muslimen (56 Prozent) erfahren werde.
Mittels Religion, die als soziale Identität diene, werde soziale Distanz hergestellt und Ausgrenzungen vorgenommen. So ziehe gut ein Viertel der Christen eine Heirat mit Nicht-Christen nicht in Betracht. Für rund 40 Prozent der Muslime scheiden Nicht-Muslime als Heiratspartner aus.
Steigert ehrenamtliches Engagement
Religion trenne aber nicht nur, vielmehr fördere sie auch den Zusammenhalt der Gesellschaft. Religiöse soziale Identitäten steigern demnach das ehrenamtliche Engagement. Dieses freiwillige Engagement fördere den Kontakt zwischen Menschen, die sich sonst im Alltag nicht begegnen würden und baue Brücken.
Wem seine religiöse Identität wichtig sei, der halte unter anderem auch den interreligiösen Dialog für wichtig. Die Befürwortung dieses Dialogs sei unter den religiösen Minderheiten und insbesondere unter den muslimischen Befragten am stärksten. Hier werde das grosse Potenzial sichtbar, das für einen solchen Dialog gesellschaftlich vorhanden sei.
Einfluss auf Konfliktpotentiale
Die Umfrage wurde im Rahmen des Projekts «Konfigurationen individueller und kollektiver religiöser Identitäten und ihre zivilgesellschaftlichen Potentiale (KONID)» durchgeführt. Die Forschenden wollen analysieren, welchen Einfluss soziale und insbesondere religiöse Identitäten auf Integrations- und Konfliktpotentiale besitzen.
In einem neu entwickelten Befragungsinstrument wurden 21 mögliche soziale Identitäten differenziert. Diese konnte deutlich präziser als bisher erfasst und in ihre gesellschaftlichen und religiösen Kontexte gestellt werden.
In der Schweiz waren Antonius Liedhegener und Anastas Odermatt von der Universität Luzern für die Studie verantwortlich.