Russland hat angeblich den ersten Impfstoff gegen das Coronavirus

Simon Binz
Simon Binz

Russland,

Sensation in Russland? Beamte bestätigen gegenüber «CNN», dass man die Zulassung des weltweit ersten Corona-Impfstoffs plant. Und zwar schon in 2 Wochen!

Coronavirus Impfstoff
Russland will bereits in zwei Wochen einen in Moskau entwickelten Corona-Impfstoff zulassen. - Keystone/Getty

Das Wichtigste in Kürze

  • Russland plant die Zulassung eines in Moskau entwickelten Coronavirus-Impfstoffs.
  • Laut Beamten sollen die erforderlichen Tests bis Mitte August abgeschlossen sein.
  • Kritiker bemängeln, dass die Tests mit dem Impfstoff beim Menschen unvollständig sind.

Überraschende Meldung in der Nacht auf Mittwoch: Offenbar hat Russland als erstes Land der Welt einen fixfertigen Impfstoff gegen das Coronavirus. Das berichtet «CNN».

Demnach will Moskau den Kandidaten bereits in weniger als zwei Wochen zulassen. Russische Beamten bestätigten die Meldung gegenüber dem US-Sender am Dienstagabend (Ortszeit). Als Termin nannten sie den 10. August, «oder früher».

Der Impfstoff wird laut dem Bericht im Gamaleya-Institut in Moskau entwickelt. Er wird für die Öffentlichkeit zugelassen werden, wobei jedoch die Priorität bei Mitarbeiter des Gesundheitswesens liege.

Liefervereinbarung zu Corona-Impfstoff
Bereits im August will Russland mit dem Corona-Impfstoff in die Massenproduktion gehen. - dpa

«Es ist ein Sputnik-Moment», sagte Kirill Dmitriev, Leiter des russischen Staatsfonds, der die russische Impfstoffforschung finanziert. Damit meint er den erfolgreichen Start des weltweit ersten Satelliten durch die Sowjetunion im Jahr 1957.

«Amerikaner waren überrascht, als sie Sputniks Piepen hörten. Bei diesem Impfstoff ist es genauso. Russland wird zuerst dort angekommen sein», fügte Dmitriev hinzu.

Nicht genügend getestet?

Laut «CNN» hat Russland jedoch bisher keine wissenschaftlichen Daten zu seinen Impfstofftests veröffentlicht. Das Nachrichtenportal des Senders hält fest, dass man so die «behauptete Sicherheit oder Wirksamkeit» nicht überprüfen könne.

Die russischen Beamten sagten gegenüber dem Sender, dass die wissenschaftlichen Daten derzeit zusammengestellt und Anfang August zur Begutachtung und Veröffentlichung durch Fachkollegen zur Verfügung gestellt würden.

Laut dem Bericht bemängeln Kritiker das Vorgehen der russischen Behörden und führen den Drang des Landes nach einem Impfstoff auf den politischen Druck des Kremls zurück. Man wolle Russland als globale wissenschaftliche Kraft darstellen, heisst es.

Russland Coronavirus
In Russland hatten sich Freiwillige den Coronavirus-Impfstoff injizieren lassen. Die Tests waren laut den Behörden bisher äusserst erfolgreich. - keystone

Es gebe ausserdem grosse Bedenken, so «CNN», dass die Tests mit dem Impfstoff beim Menschen unvollständig sind. Während sich einige vielversprechende Impfstoffkandidaten – etwa in England und in den USA – in der heissen dritten Testphase befinden, muss der russische Impfstoff nämlich erst noch seine zweite Phase beenden.

Diese soll bis zum 3. August abgeschlossen werden – und die dritte Testphase soll dann parallel zur Impfung der medizinischen Mitarbeiter durchgeführt werden.

Das russische Aussenministerium liess am Dienstag verlauten, dass russische Soldaten freiwillig an Menschenversuchen teilgenommen hätten. «CNN» hat zudem Zugang zu aufgezeichneten Kommentaren von Alexander Ginsburg erhalten. Dieser ist Direktor des Projekts und sagt, er habe sich den Impfstoff bereits injiziert.

Wie funktioniert der Impfstoff?

Laut russischen Wissenschaftlern konnte der Impfstoff so schnell entwickelt werden, da es sich um eine modifizierte Version eines Impfstoffs handelt, der bereits zur Bekämpfung anderer Krankheiten entwickelt wurde.

Laut «CNN» ist das der gleiche Ansatz, der in vielen anderen Ländern und von vielen anderen Unternehmen in der Impf-Forschung verfolgt wird. Berühmtestes Beispiel ist der Impfstoff der US-Firma Moderna, der auch von der US-Regierung unterstützt wird und am Montag mit den Phase-3-Tests begonnen hat.

CHina
In China wurden 400'000 Menschen ausserhalb einer Studie mit unerprobten Stoffen geimpft. (Archiv) - dpa-infocom GmbH

Dieser Aufbau auf dem «Rückgrat» hat zwar auch den Entwicklungsprozess für Moderna beschleunigt, doch die US-Behörden fordern die vollständige Durchführung der Sicherheits- und Wirksamkeitstests für den Impfstoff.

Die russischen Beamten geben zu, dass der Impfstoff aus Moskau aufgrund der globalen Pandemie und des schweren eigenen Corona-Problems in Russland bei der Zulassung beschleunigt wird. Dmitriev hielt jedoch fest: «Unsere Wissenschaftler haben sich nicht darauf konzentriert, die Ersten zu sein, sondern Menschen zu schützen».

Der Impfstoff verwendet humane «Adenovirusvektoren». Diese wurden geschwächt, damit sie sich nicht im Körper vermehren. Im Gegensatz zu den meisten in der Entwicklung befindlichen Impfstoffen stützt sich der russische nicht nur auf einen, sondern zwei Vektoren. Menschen werden einen zweiten Auffrischungsschuss benötigen.

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