Schläfer-Bakterien übergeben Resistenzen beim Sex

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Zürich,

Antibiotikaresistente Bakterien geben ihre Resistenz weiter – sogar an andere Bakterienarten. Was man dagegen tun kann.

Salmonellen Rückruf
Die durchfallerregenden Salmonellen werden dann zum besonderen Problem, wenn sie resistent gegen Antibiotika sind. (Bild: ETH Zürich / Stefan Fattinger) - Community

Das Wichtigste in Kürze

  • Durch unseren grossflächigen Einsatz von Antibiotika verbreiten sich leicht Resistenzen in Bakterien.
  • Doch auch ohne menschliches Zutun vermehren sich resistente Bakterien schnell.
  • Den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren, reicht nicht.

Bakterien, denen Antibiotika nichts anhaben können: Das ist auch in der Schweiz schon heute ein Problem. Rund 280 Personen starben im Jahr 2015 durch antibiotikaresistente Bakterien, wie Zahlen zeigen.

Die Resistenzen verbreiten sich durch den masslosen Einsatz von Antibiotika immer schneller. Denn nur die resistenten Bakterien überleben und können sich so ungehindert vermehren. Doch auch da, wo keine Medizin im Spiel ist und die resistenten Bakterien sich nicht vermehren, multipliziert sich die Resistenz. Forschende haben nun herausgefunden, wie das geschieht: Durch Schläfer und «Bakterien-Sex».

Bakterien im Winterschlaf

«Schläfer-Bakterien», sogenannte Persister, können solche Resistenzen übertragen. Persister sind Mikroorganismen, die den Einsatz von Antibiotika auch dann überleben, wenn se nicht resistent sind und zwar, in dem sie sich in eine Art Winterschlaf begeben.

Meist gelangen Bakterien über die Nahrung oder das Wasser in den Darm. Dort dringen sie in das Gewebe ein und verfallen in einen Dämmerzustand, fahren ihren Stoffwechsel also auf ein Minimum herunter – und dies für Monate.

Erst, wenn die Bedingungen wieder günstig sind, verlassen die Schläfer das Gewebe. Dann flammt auch die Infektion erneut auf. Solche Persister sind, genau wie alle anderen Salmonellen, auch häufig Träger von Resistenzgenen. Wenn sie wieder erwachen, werden sie zur Resistenzschleuder, wie Wissenschaftler der ETH Zürich und der Universität Basel in einer Studie mit Salmonellen zeigen. Die Ergebnisse sind nun in der Fachzeitschrift Nature erschienen.

Bakterien
Durch unseren grossflächigen Einsatz von Antibiotika verbreiten sich leicht Resistenzen in Bakterien. - Pixabay

Das Resistenzgen befindet sich auf sogenannten Plasmiden. Das sind ringförmige Erbgutstücke. Diese Plasmide können das Bakterium dazu bringen, mit einem anderen «Sex» zu haben. Das Bakterium baut dann eine Röhre zum zweiten Bakterium, das Plasmid wandert hinein und verdoppelt sich dabei. Am Ende sind beide Bakterien resistent.

Das Gen verbreitet sich auf diese Art sehr schnell – auch auf andere Bakterienarten: Bei dem Experiment der Forscher bekamen 99 Prozent der Salmonellen-Bakterien innerhalb von drei Tagen nach Kontakt mit resistenten Schläfer-Bakterien neue Resistenzen.

«Ganz verhindern können wir diese Art der Ausbreitung von Resistenzen nicht. Doch können wir hoffen, die Weitergabe von Resistenzen zu verlangsamen», sagt Wolf-Dietrich Hardt, Mikrobiologe an der ETH Zürich und Mitautor der Studie. «Dadurch können wir in diesem Wettlauf Zeit gewinnen, um neue Antibiotika zu entwickeln.»

Antibiotika-Gebrauch sollte verringert werden

Den Antibiotika-Gebrauch einzudämmen, sei nach wie vor richtig. Das reiche aber nicht. «Wir müssen verhindern, dass sich die Bakterien im Gewebe einnisten», sagt Hardt. Dies könnte über Impfungen möglich sein – oder aber über Probiotika: Bakterien also, die das Wachstum der schädlichen Mikroorganismen eindämmen würden. Die Wirksamkeit von Impfungen und Probiotika in Nutztieren und dem Menschen muss aber erst noch gezeigt werden.

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