Schweizer Gletscher sind in fünf Jahren um einen Zehntel geschrumpft
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Gletscher haben in den letzten fünf Jahren zehn Prozent an Volumen verloren.
- Im zweitwärmsten Juni der Messgeschichte schmolzen die Schneemassen schnell.
- Auch spätere Hitzewellen liessen dem Eis keine Chance.
Die Gletscherschmelze hat 2019 einmal mehr Höchstwerte erreicht. Damit haben die Schweizer Gletscher in den letzten fünf Jahren zehn Prozent an Eisvolumen verloren.
Der Winter war schneereich und im relativ kühlen April und Mai lag noch mehr Schnee als üblich. Die Schneemassen schmolzen jedoch im Juni schnell, der zum zweit-wärmsten der Schweizer Messgeschichte wurde.
Die Hitzewellen Ende Juni und Ende Juli liessen Schnee und Eis keine Chance. Innerhalb von nur 15 Tagen schmolz so viel davon, dass der Trinkwasserbedarf der Schweiz für ein Jahr gedeckt wäre. Die starke Schmelze hielt bis Anfang September an, wie die Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) am Dienstag mitteilte.
Schweizer Gletscher haben zwei Prozent Eisvolumen verloren
Insgesamt gingen während der letzten zwölf Monate zwei Prozent des Eisvolumens verloren. Aufsummiert für die letzten fünf Jahre beläuft sich der Verlust auf zehn Prozent. In den über 100-jährigen Datenreihen sei noch nie ein derartiger Verlust beobachtet worden, hiess es weiter.
Insbesondere der Verlust kleinerer Gletscher schreitet demnach voran. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts sind bereits über 500 kleine Gletscher verschwunden, viele davon namenlos. Bis 2050 dürften fast alle kleinen Schweizer Gletscher verschwunden sein.
Erst kürzlich musste mit dem Pizolgletscher der erste Gletscher aus dem Schweizer Gletschermessnetz «Glamos» gestrichen werden. Umweltaktivisten hatten vor einigen Wochen einen Trauermarsch zum sterbenden Gletscher organisiert.
Eisdecke ging zwei Meter zurück
Bei vielen Gletschern ging 2019 die mittlere Eisdicke um ein bis zwei Meter zurück. Dies war beispielsweise beim Silvrettagletscher und beim Glacier de Tsanfleuron der Fall.
Weniger schlimm traf es das südliche Gotthardgebiet. Zum Beispiel verzeichneten der Annafirn und der Ghiacciaio der Basòdino nur relativ geringe Verluste. Im Osten und auf der Alpennordseite hingegen lagen die Verluste 2019 über dem Durchschnitt des vorherigen Jahrzehnts.
Vom Aletschgletscher dürfte selbst ohne energischen Klimaschutz bis Ende des Jahrhunderts nicht mehr viel übrig sein. Rund ein Drittel des eisigen Wahrzeichens liesse sich demnach jedoch retten. Aber nur wenn die Klimaschutzziele des Pariser Klimaabkommens umgesetzt und die CO2-Emissionen rasch und massiv gesenkt würden.