Seco-Studien: Tiefe Zinsen befeuern Unternehmens-Ausgaben
Weltweit befinden sich die Zinsen seit Jahren auf einem rekordtiefen Niveau - auch in der Schweiz. Wie neue Studien zeigen, wirkt sich dies unterschiedlich auf private Haushalte und Unternehmen aus.
Die Studien wurden vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) in Auftrag gegeben, um Ursachen und Auswirkungen des seit Jahren anhaltenden Tiefzinsumfeldes näher zu analysieren. Denn die Zinsen in der Schweiz ebenso wie weltweit sind seit dem Ende der 1980er Jahre sowohl nominal als auch real gesunken.
Wie die Ergebnisse zeigen, erhöhen Unternehmen mit sinkender Realzinserwartung ihre Investitionsausgaben. «Ein um einen Prozentpunkt niedrigerer Realzins erhöht die Investitionspläne der Unternehmen im Durchschnitt um mehr als zehn Prozent», lautet ein Ergebnis.
Gerade mit Blick auf die Schweiz bietet sich zudem ein Blick auf den Negativzinsschock durch die Nationalbank im Januar 2015 an und welchen Einfluss dieser auf die Unternehmen hatte. Man habe einen klaren Zusammenhang zwischen dem Negativzinsschock und Unternehmensaktivität wie beispielsweise Investitionstätigkeit oder Beschäftigungswachstum gefunden, lautet der Befund.
Die kumulierte Nettoinvestitionsrate sei vier Jahre nach dem Zinsschock um 8 Prozentpunkte, die kumulierte Wachstumsrate der Beschäftigung um 7,5 Prozentpunkte höher als bei vergleichbaren Firmen in Deutschland gewesen.
Die Wissenschaftler haben aber noch mehr herausgefunden. So habe sich gezeigt, dass kleinere Unternehmen, die eher finanziell eingeschränkt sind, nach dem Zinsschock der SNB einen stärkeren und schnelleren Rückgang ihrer Fremdkapitalkosten verbuchten. Dies habe sich positiv auf Schuldenwachstum, Investitionstätigkeit und Beschäftigungswachstum niedergeschlagen. Ausserdem fanden die Experten heraus, dass finanziell schwächere Unternehmen ihre Investitionen nach dem Schock stärker erhöhten als finanziell besser aufgestellte Unternehmen.
In einer weiteren Studie fanden die Experten heraus, dass sich der Negativzinsschock der SNB auch auf die Investitionstätigkeit der öffentlichen Hand ausgewirkt hat. Es fänden sich Hinweise, dass insbesondere Kantone mit besonders strengen Fiskalregeln nach der unerwarteten Zinssenkung ihre öffentlichen Investitionen signifikant ausgeweitet hätten.
Etwas anders gehen dagegen die privaten Haushalte mit den niedrigen Zinsen um. Auch wenn sinkende Zinsen grundsätzlich den Konsum erhöhen können, kommt es auf die begleitenden Zukunftsaussichten an. Sind diese nämlich schlecht, stellen sie grössere Anschaffungen eher zurück.