Starker Anstieg an Opioid-Konsum in der Schweiz
Laut einer ETH-Studie haben sowohl Opioid-Verkäufe als auch -Vergiftungen hierzulande stark zugenommen. Auch in anderen europäischen Ländern ist das der Fall.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Opioid-Konsum sei hierzulande stark angestiegen, wird in einer ETH-Studie gewarnt.
- Opioid-Vergiftungen haben sich in den letzten 20 Jahren verdreifacht.
- Der Konsum hat aber nicht das epidemische Ausmass wie in den USA erreicht.
Fälle von Opioid-Vergiftungen sowie Opioid-Verkäufe haben in den vergangen zwei Jahrzehnten in der Schweiz markant zugenommen. Die Zahl der Anrufe bei Tox Info verdreifachte sich. Angetrieben wurden die Trends vor allem durch starke Opioide, insbesondere Oxycodon.
Das berichten Forschende der ETH Zürich um Andrea Burden, Professorin für Pharmakoepidemiologie, im Fachmagazin «The Lancet Regional Health - Europe».
«Unsere Studie zeigt deutlich, dass in der Schweiz der Opioid-Konsum stark steigt». So liess sich Burden in einer Mitteilung der Hochschule vom Montag zitieren.
Zunahme opioidbedingter Todesfälle in europäischen Ländern
Die Verkaufszahlen hätten etwa gleich stark zugenommen wie in den Niederlanden und in Dänemark. Allerdings seien die Pro-Kopf-Verkäufe in der Schweiz in den vergangenen Jahren «substanziell höher», so die Professorin.
In Nordamerika erhält die sogenannte «Opioidkrise» grosse Aufmerksamkeit. Damit wird der starke Schmerzmittelmissbrauch seit den späten 90er Jahren bezeichnet. Nach vorläufigen Schätzungen starben 2021 in den Vereinigten Staaten rund 108’000 Menschen an einer Überdosis.
Auch in europäischen Ländern häuften sich in den letzten zwei Jahrzehnten die Berichte über einen zunehmenden Opioidkonsum und opioidbedingte Todesfälle. Das halten Burden und ihre Kollegen in der Studie fest.
Konsum erreicht nicht epidemisches Ausmass
Für die Schweiz allerdings gab es bislang keine konkreten Zahlen, weshalb die ETH-Forschenden den Trend hierzulande nun erstmals abzuschätzen versuchten. Die Forschenden verglichen die Zahlen der Notfallanrufe bei der Vergiftungsinformationstelle Tox Info Suisse. Dies zwischen den Jahren 2000 und 2019 sowie die Verkaufszahlen von Opioiden.
Demnach stieg die Zahl der Notfallanrufe bezüglich Opioid-Vergiftungen signifikant um 177 Prozent im Untersuchungszeitraum. Gleichzeitig nahmen die Verkäufe um 91 Prozent zu.
Demnach habe der Konsum von Opioiden in der Schweiz nicht die epidemischen Ausmasse wie in den USA erreicht. Dennoch müsse die Lage beobachtet werden. Um eine Epidemie zu verhindern, sei ein Monitoring in der Schweiz erforderlich.
Die höchsten Anstiege verzeichneten die starken Opioide, insbesondere Oxycodon. Die Anrufe bezüglich Vergiftungen und auch deren Verkäufe hätten zwischen 2009 und 2016 «erheblich zugenommen». Dieser Wirkstoff war der ETH zufolge ein wichtiger Treiber der Opioidkrise in den USA.