Was Leonardo da Vinci bereits über Kiefer- und Zahnanatomie wusste

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Österreich,

Leonardo da Vinci ist einer der bekanntesten Maler – doch auch mit Anatomie kannte er sich aus. Eingehend hat er sich mit Kiefer- und Zähnen beschäftigt.

leonardo da vinci
Leonardo da Vinci, italienischer Maler, Bildhauer, Baumeister, Ingenieur, Zeichner und Naturforscher, geboren am 15. April 1452 in Vinci bei Florenz, gestorben am 2. Mai 1519 in Chateaux de Cloux bei Amboise. Foto: - - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Leonardo Da Vinci hat massgeblich zu Entwicklungen in Kunst- und Technologie beigetragen.
  • Auch die Zahnstruktur hat er schon früh eingehend analysiert.
  • Er erkannte die Kieferhöhlen bereits vor ihrere anatomischen «Entdeckung».

Leonardo da Vinci gilt als eines der grössten «Universalgenies». Er wird für seine Leistungen in der Kunst oder Technologieentwicklung hoch angesehen. Österreichische Forscher haben nur nachgewiesen, dass er auch als Dentalforscher seiner Zeit weit voraus war. Über 30 Lebensjahre hinweg führte Da Vinci anatomischen Studien durch.

Das Genie erkannte die Kieferhöhle schon 150 Jahre vor ihrer offiziellen Entdeckung korrekt. Er sah ebenso den Zusammenhang zwischen Zahnform und Funktion der Zähne. Das hat eine Überblicksarbeit von österreichischen Zahnforschern hat nun gezeigt.

Forscher gingen dem anatomischen und physiologischen Erbe Da Vincis (1452-1519) im «Journal of Anatomy» nach. Dazu gehört der Anthropologe und Direktor des Zentrums für Natur- und Kulturgeschichte des Menschen, Kurt W. Alt von der Danube Private University (DPU) in Krems (NÖ), und die Kunsthistorikerin und Zahnärztin Iris Schuez.

Da Vinci studierte Kiefer und Zähne eingehend

In einigen Zeichnungen und Notizen hat sich der Universalgelehrte auch mit der Beschaffenheit des Schädels auseinandergesetzt. Dabei achtete er speziell auf den Kiefer- und Zahnbereich.

Fünf 1489 angefertigte Skizzen zeigen die Zahnanatomie, das Nerven- und Blutgefässsystem und die Nasennebenhöhlen bereits sehr detailliert. Das schreiben die beiden Studienautoren. Eine handschriftliche Seite mit Schlussfolgerungen zu den Zeichnungen datiert aus dem Jahr 1508.

Da-Vinci-Ausstellung Louvre Rekord
Auch der «Vitruvianische Mensch» schaffte es nach Paris ins Louvre. - AFP

In der Renaissance-Epoche war die Zahnheilkunde noch kein eigenes wissenschaftliches Feld. Da Vinci war stark daran beteiligt, in jener Zeit seit der Antike verloren gegangenes anatomisches Wissen wieder zurückzuerlangen. Weil sein wissenschaftlicher Zugang damals sehr innovativ war, blieben da Vincis Aufzeichnungen auch für viele seiner Zeitgenossen schwer nachvollziehbar.

Erkannte Kieferhöhlen vor ihrer «Endeckung»

Zwei der Zeichnungen befassen sich unter anderem mit den Kieferhöhlen. Das 150 Jahre vor ihrer «Entdeckung» durch den britischen Anatomen Nathaniel Highmore. Da Vincis Aufzeichnungen würden auch zeigen, dass er die Zähne nicht als «totes Gewebe» sondern als lebende Strukturen gesehen hat.

In den Zeichnungen findet sich laut den Autoren auch die erste korrekte Angabe zu der Zusammensetzung des menschlichen Gebisses. Es hat vier Schneidezähnen, zwei Eckzähnen, vier Vorbackenzähnen und sechs Backenzähnen pro Kiefer.

Seine Beschreibung der vier verschiedenen Zahntypen ergänzte er später durch eine Analyse ihrer Funktion. Dabei gelangte er zu dem richtigen Schluss: Bei der Bewegung von Ober- und Unterkiefer wirken die stärksten Kräfte im hinteren Teil des Gebisses. Und wirkt nahe an dem Punkt, von dem die Kaubewegung ausgeht.

davinci
Die mathematische Abhandlung «De Divina Proportione» aus dem Jahr 1498 ist einer der Schätze der Bibliothek Genf. Die Zeichnungen werden Leonardo da Vinci zugesprochen. Dieser Schatz wird nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. - sda - KEYSTONE/SALVATORE DI NOLFI

Da Vinci identifizierte die Folgen der Kraft des Kiefers

Daraus leitete er ab, warum die verschiedenen Zahntypen so entwickelt und angeordnet sind. Und folgert welche Aufgaben sie erfüllen und welchen Belastungen sie ausgesetzt sind.

Auch wenn da Vincis anatomische Studien nicht publiziert wurden, hatten sie in der Folge beträchtlichen Einfluss auf Künstler und Forscher. Das heben Schuez und Alt hervor. Seine vielleicht grösste Errungenschaft im medizinischen Bereich sei aber ein anderer: Sein Einfluss auf die Einführung von möglichst detaillierten Zeichnungen zur Vermittlung von anatomischem Wissen.

Letztlich sei ihm aber das Schicksal vieler «Universalgenies» zuteilgeworden. Nämlich: Sein Vermächtnis war umfassend. Sodass die kommenden Generationen mit dem Ausmass an Information gar nicht umgehen konnten. Das halten Schuez und Alt fest.

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