Wie Post-Covid bei Kindern und Jugendlichen einschlägt
Die Spätfolgen einer Covid-Infektion belasten Kinder und Jugendliche oft stärker als Erwachsene. Viele können nicht einmal mehr am Unterricht teilnehmen.
Die Post-Covid-Ambulanz im deutschen Koblenz erhält zunehmend mehr Besuche von Kindern und Jugendlichen: Waren es früher noch ein bis zwei pro Monat, sind es nun bis zu 13.
Die Leiterin Dr. Astrid Weber berichtet, dass die meisten zwischen zwölf und 15 Jahre alt seien. Doch auch Sechs- und Zehnjährige kämen zu ihr, gibt der «SWR» wieder.
Die Betroffenen würden unter charakteristischen Post-Covid-Symptomen leiden: Sie seien «müde, abgeschlagen, können nicht zur Schule gehen, können sich nicht konzentrieren und haben häufig Infekte», so Weber.
Post-Covid: Zu erschöpft für alltägliche Aufgaben
Dabei hätten sie vor dem Eintreffen in der Ambulanz meist eine Reise zu diversen Ärzten hinter sich. Die Situation spitzt sich bei jenen zu, denen die Lehrer nicht glauben, wenn sie die Schule nicht mehr aufsuchen können.
Weber berichtet, dass diverse Betroffene nur noch stundenweise – oder überhaupt nicht mehr – am Unterricht teilnehmen können. Manche könnten nicht einmal mehr laufen und würden die Ambulanz im Rollstuhl aufsuchen.
Dabei liessen sich weder im Blut, noch am Herzen oder der Lunge Ursachen für die Symptome finden. Doch besonders das Chronische Fatigue Syndrom mit extremer Dauer-Erschöpfung sei trotzdem vorhanden.
Aktivität kann Situation verschlimmern
Dabei sind Ruhe und Erholung besonders wichtig: Gerade Aktivität kann zu einer weiteren und dauerhaften Verschlechterung führen, wie auch die «MedUni Wien» erklärt.
Gemeinsam mit dem Bildungs- und Gesundheitsministerium in Rheinland-Pfalz hat Weber deshalb eine Schulung für Lehrer entwickelt. So soll das Schulpersonal für das heikle Thema Post-Covid sensibilisiert werden.
Die Ärztin berichtet vom Fall eines Jugendlichen, der die Schule wegen seiner schweren Erkrankung nicht mehr besuchen kann. Das Jugendamt jedoch will der Mutter die Gesundheitsfürsorge entziehen lassen, weil es der Krankmeldung keinen Glauben schenkt.
Umfassendes Forschungsprojekt in den Startlöchern
Warum die Fälle von Post-Covid sich häufen und vor allem bei Mädchen auftreten, ist noch unklar. Laut Weber seien fast alle von ihnen geimpft und hätten mindestens eine Corona-Infektion hinter sich.
Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und die Uni Kiel starten derweil ein Forschungsprojekt zu Post-Covid: Sie wollen Betroffene über mehrere Jahre hinweg begleiten, informiert der «NDR».
Dazu arbeite man auch mit dem Universitätsklinikum Würzburg und der Charité in Berlin zusammen. Ziele der Studie sind die Entwicklung klinischer Leitlinien sowie eine bessere Versorgung von Betroffenen.