In Afghanistan wurden sie aus den Universitäten verbannt. Nun bekommen afghanische Studentinnen in Schottland eine Chance, ihr Medizinstudium fortzuführen.
Afghanische Studentin
Eine der afghanischen Studentinnen mit Lorna Norgrove von der Linda Norgrove Foundation. - PA Media

Das Wichtigste in Kürze

  • 19 afghanische Medizinstudentinnen können ihr Studium in Schottland fortführen.
  • Seit der Machtübernahme der Taliban dürfen Frauen in Afghanistan nicht mehr studieren.
  • Die Linda Norgrove Foundation sammelte hierfür Spenden und erhielt staatliche Hilfe.
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Die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan nach dem Truppenabzug westlicher Staaten führte zu vielen Umwälzungen in dem kriegsgeplagten Land. Die massive Entrechtung von Frauen auf verschiedensten Ebenen ist eine Ausprägung davon.

Die BBC berichtet von einer bemerkenswerten Wende des Schicksals, bei der 19 afghanische Medizinstudentinnen dieses Leben hinter sich lassen konnten. Die Taliban-Regierung verbannte sie aus ihren Universitäten, doch erhielten sie die Möglichkeit ihres Lebens: Sie dürfen ihr Studium in Schottland fortsetzen.

Die jungen Frauen mussten vor drei Jahren ihr Medizinstudium aufgeben, als die Taliban erneut die Kontrolle über Afghanistan übernahmen. Dank der Bemühungen der Linda Norgrove Foundation konnten jedoch Visa und Studienplätze an medizinischen Hochschulen für sie organisiert werden.

Die Stiftung ist eine Wohltätigkeitsorganisation mit Sitz auf der schottischen Insel Lewis. Sie wurde einst zum Gedenken an Linda Norgrove gegründet. Einer Hilfsarbeiterin aus Uig in Lewis, die 2010 in Afghanistan getötet wurde.

Linda Norgrove Foundation Studentinnen
Linda Norgrove war eine Entwicklungshelferin in Afghanistan. Sie wurde 2010 von den Taliban entführt und kam bei einem Rettungsversuch des US-Militärs ums Leben. - Linda Norgrove Foundation

«Tausend Tage des Leidens»

Eine der Studentinnen ist Omulbanin Sultani. Sie beschreibt ihre Erfahrungen unter dem afghanischen Regime: «Wir haben tausend Tage des Leidens durchgemacht, um diesen Punkt zu erreichen. Tausend Tage eingesperrt in unseren Häusern, unsere Stimmen zum Schweigen gebracht mit nichts als Tränen und Kummer; unser Leben verschwendet.»

Die Linda Norgrove Foundation machte bereits im letzten Jahr auf das Leiden dieser Studentinnen aufmerksam. Doch bürokratische Hürden und Regulierungsprobleme verzögerten den Prozess, die Frauen nach Grossbritannien zu bringen.

Ankunft in Edinburgh bereits erfolgt

Die Konflikte in der Ukraine und in Nahost verschärften die Situation zusätzlich, da sie den Druck auf die Regierung erhöhten. Trotz dieser Schwierigkeiten dankt die Stiftung Schottlands Regierung und dem Schottland-Büro Grossbritanniens für ihre Unterstützung bei einigen der grössten Herausforderungen.

Die Studentinnen kamen Anfang dieser Woche in Edinburgh an. Es gab Zeiten, in denen sie um ihr Leben fürchteten. Sultani erinnert sich: «Aber während dieser harten und unerträglichen Tage war das einzige Licht in unserer dunklen Welt die Präsenz der Linda Norgrove Foundation, die uns zur Seite stand und uns nie alleingelassen fühlen liess».

Um den Frauen den Weg nach Grossbritannien zu ermöglichen, wurden Studentenvisa als Alternative zum Afghan Citizens Resettlement Scheme genutzt. Die schottische Regierung änderte zudem Regelungen zur Studienfinanzierung, sodass diese Frauen als heimische Studentinnen behandelt werden können.

Linda Norgrove Foundation Studentinnen
Die afghanischen Studentinnen in Edinburgh. - Linda Norgrove Foundation

Vielseitige Unterstützung

Kirsty McNeill vom britischen Schottland-Büro lobt das Durchhaltevermögen der Wohltätigkeitsorganisation: «Ich bin sehr erfreut darüber, dass wir durch Zusammenarbeit diese jungen Frauen nach Schottland bringen konnten.»

Auch Jenny Gilruth, die schottische Bildungsministerin, äusserte sich positiv: «Diese inspirierenden Frauen werden nun als heimische Studentinnen behandelt, was bedeutet, dass sie von kostenloser Ausbildung und Unterstützung bei den Lebenshaltungskosten hier in Schottland profitieren.»

Verfolgst du das politische Geschehen in Afghanistan?

Die Linda Norgrove Foundation hat bisher mehr als drei Millionen Pfund für Projekte zugunsten von Frauen und Mädchen in Afghanistan gesammelt. Sie unterstützt auch Flüchtlinge bei der Ansiedlung in Schottland. Die Stiftung wurde von Lindas Eltern John und Lorna gegründet, nachdem ihre Tochter 2010 während eines Rettungsversuchs durch das US-Militär getötet wurde.

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