Forscher stellen Krebs-Medikamente für Kinder mit 3D-Drucker her
Am Hamburger Universitätsklinikum werden spezielle Medikamente für Kinder mit dem 3D-Drucker hergestellt. Die neue Vorgehensweise hat viele Vorteile.
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Das Wichtigste in Kürze
- Krebsmedikamente für Kinder lassen sich schlecht dosieren und einnehmen.
- Eine Klinik will nun mit eigener Tabletten-Produktion Abhilfe schaffen.
- Die Dragees kommen dabei aus dem 3D-Drucker.
Das deutsche Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat schon vor einiger Zeit aufgerüstet: In der Klinikapotheke steht ein 3D-Drucker, mit dem sich auch Medikamente drucken lassen. Nun wird das Gerät erstmals zur unterstützenden Krebsbehandlung bei Kindern eingesetzt.
Ist ein Kind von Krebs betroffen, stehen Ärzte bei der Medikation oft vor Herausforderungen: Denn viele Mittel gibt es schlichtweg nicht kindergeeignet als Tropfen, Säfte oder in der passenden Dosierung.
Beate Winkler, Oberärztin für Onkologie, sagt gegenüber «ZDF»: «Einige der kleinen Patientinnen und Patienten finden den Geschmack so furchtbar oder die Tabletten zu gross, dass sie sie nicht schlucken können.»
Weiche Himbeer-Herzen statt klobiger Bitter-Tabletten
Auch, wenn verschiedene Präparate kombiniert werden müssen, kommt es zu Schwierigkeiten. Für die kleinen Patienten stellt der 3D-Drucker deshalb nun ganz eigene, individuelle Tabletten her. Insgesamt 20 Kinder nehmen dazu an einer Studie teil.
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Studienleiterin Claudia Langebrake erläutert: «Zum Drucken verwenden wir gelatinehaltige Grundmasse, die durch leichtes Erwärmen eine dickflüssige Konsistenz hat.» Damit bilde man herzige Formen wie rosafarbene Herzchen, die ausgehärtet wie Gummibärchen aussehen.
Die Tabletten enthalten den Wirkstoff Dexamethason, der gegen Übelkeit während einer Chemotherapie hilft. Hinzu kommen Bitterblocker, Süssungsmittel und Himbeeraroma, um den stark bitteren Eigengeschmack zu überdecken. Die Dosierung ist auf das jeweilige Kind angepasst.
Ausweitung auf andere Mittel möglich
Um zu überprüfen, ob die Kinder die gedruckten Tabletten wirklich lieber mögen, wird fleissig befragt: Eltern, Pflegende und die Kinder selbst können Auskunft geben, ob den Patienten die neuartigen Tabletten eher liegen als die herkömmlichen. Die Medikamentenherstellung im UKE hatte vorab einen ausführlichen Genehmigungsprozess durchlaufen.
2026 wird die Studie voraussichtlich abgeschlossen sein. Je nach Ergebnis ist laut Langebracke dann die «Ausweitung auf weitere Wirkstoffe und auf andere Patientengruppen» möglich.