Vermisster Mann nach über 70 Jahren lebend wieder gefunden
Knapp 70 Jahre nach seiner Entführung wurde ein entscheidender Hinweis geliefert, sodass ein vermisster Junge mit seiner Familie zusammengeführt werden konnte.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Mann wurde als Kind entführt und lebte ein gänzlich anderes Leben.
- 70 Jahre später taucht er wieder auf und findet zu seiner Familie zurück.
Luis Armando Albino war gerade mal sechs Jahre alt, als er 1951 beim Spielen in einem Park in West Oakland, Kalifornien, entführt wurde. Eine unbekannte Frau lockte den kleinen Jungen mit dem Versprechen auf Süssigkeiten zu sich.
Der aus Puerto Rico stammende Luis wurde allerdings nicht in einen Süssigkeitenladen geführt, sondern entgegen aller Kindheitsträume und Hoffnungen an die Ostküste der USA verschifft und von einem amerikanischen Ehepaar aufgezogen, das ihn als ihren eigenen Sohn behandelte.
Unbeirrte Hoffnung der Familie
Dabei war Luis in den Herzen seiner ursprünglichen Familie immer präsent. Sein Bild hing in den Wohnungen seiner Verwandten. «Seine Mutter starb 2005, aber sie hatte die Hoffnung nie aufgegeben, dass ihr Sohn noch am Leben sei», sagte seine Nichte, Alida Alequin.
Trotz der Hoffnung und zahlreicher Suchaktionen – unter Beteiligung der Polizei, dem Militär, der Küstenwache und anderen Stadtangestellten, die sogar die Gewässer der San Francisco Bay und weitere Wasserstrassen durchsuchten – blieb Luis' Spur für mehr als sieben Jahrzehnte verborgen.
Entdeckung durch Online-DNA-Test
Die entscheidende Wende kam durch einen Online-DNA-Test, den Alequin 2020 «nur zum Spass» durchführte. Überraschend ergab der Test eine 22-prozentige Übereinstimmung mit einem Mann, der sich letztendlich als ihr Onkel herausstellte. Weitere Nachforschungen blieben jedoch vorerst ohne Antworten oder Reaktionen von ihm.
Angespornt durch diesen ersten Hinweis, nahm Alequin das Ruder selbst in die Hand und begann Anfang 2024, wieder intensiver zu suchen. Bei einem Besuch in der Bibliothek von Oakland stiess sie dann auf alte Artikel der Tribune, in denen unter anderem ein Foto von Luis und seinem Bruder Roger, mit dem er am Tag der Entführung im Park gespielt hatte, abgebildet war. Von dieser Entdeckung ermutigt, wandte sie sich erneut an die Polizei von Oakland.
Die Polizei stimmte zu, dass Alequins neue Spur handfest war, und eröffnete einen neuen Vermisstenfall. Für die Bestätigung gaben sowohl Luis als auch Alequins Mutter, seine Schwester, DNA-Proben ab. Im Juni 2024 verkündeten die Ermittler dann offiziell, dass Luis gefunden worden war.
«Ich habe die Hände meiner Mutter ergriffen und gesagt: ‹Wir haben ihn gefunden›», erinnert sich Alequin.
Wiedersehen nach sieben Jahrzehnten
Nur Tage nach der offiziellen Bestätigung brachte das FBI Luis nach Oakland, wo er sich mit Alequin, ihrer Mutter und anderen Verwandten traf. Sie erinnert sich:
«Sie umarmten sich sehr fest und lange. Sie setzten sich hin und redeten einfach.» Und Luis, mittlerweile Vater, Grossvater, pensionierter Feuerwehrmann und Veteran des Marine Corps, sagte gegenüber seiner Nichte: «Danke, dass du mich gefunden hast.»
Hoffnung für andere Familien
Obwohl Luis, der nach dem Wiedersehen noch einmal für einen dreiwöchigen Besuch nach Kalifornien kam, entschieden hatte, nicht mit den Medien zu sprechen, betonte Alequin, dass ihre Familie die Geschichte teilen wollte – in der Hoffnung, dass sie anderen Familien in ähnlichen Situationen helfen könnte. «Vielleicht hilft meine Geschichte anderen Familien, die das Gleiche durchmachen», sagte Alequin.
Während die Polizei von Oakland und das FBI den Vermisstenfall als abgeschlossen betrachteten, gaben sie bekannt, dass die Entführungsuntersuchung noch nicht abgeschlossen sei. Alequin ihrerseits brachte ihren neu gefundenen Onkel auch zu Rogers Haus in Stanislaus County, Kalifornien, dort erlebte Luis ein letztes Wiedersehen mit seinem Bruder Roger, der im August starb.