Nach Corona nicht gesund – Wenn das Leben nicht mehr wie vorher ist

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Bern,

Sie gelten als genesen. Doch für eine noch schwer schätzbare Zahl von Covid-19-Patienten ist offen, ob sie je wieder ihre frühere Form erreichen werden.

post covid syndrom
Ein Post-Covid-Syndrom: Erschöpfung - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele genesene Menschen spüren noch Monate nach der Infektion Symptome.
  • Sie leiden physisch sowie psychisch.
  • Eine konsequente ärztliche Betreuung sei in diesen Fällen wichtig.

Nicht wenige Patienten haben noch lange nach ihrer offiziellen Genesung vom Coronavirus gesundheitliche Probleme. Bei einer Befragung von 143 Klinikpatienten in Italien gaben 87 Prozent an, nach zwei Monaten noch immer Symptome zu haben. Genannt wurden vor allem Erschöpfung (53 Prozent) und Atemnot (43 Prozent), aber auch Gelenk- und Brustschmerzen, Husten und Geruchsverlust. Das Virus greift nicht nur die Lunge an, sondern auch andere Organe und Nerven.

Das «Post-Covid-Syndrom»

Andere Studien ergaben ähnliche Ergebnisse. «Long Covid» nennen manche das Phänomen, andere «Post-Covid-Syndrom». Manche klagen über Schwindel, auch fehlende Konzentration wird als Problem genannt. Da ist die Studentin, die ihre Abschlussarbeit nicht schafft oder der Ingenieur, der sich seine Pin-Nummer nicht mehr merken kann.

Mittlerweile werden erste Selbsthilfegruppen von solchen Patienten, wie Karl Baumann, gegründet. Es gehe darum, über das Erlebte zu sprechen, sich gegenseitig bei der Genesung zu unterstützen und fachliche Informationen zu sammeln. Er selber weiss noch nicht, wann und ob er wieder voll arbeiten kann.

Corona ärztliche Betreuung
Eine konsequente ärztliche Betreuung ist wichtig. - keystone

Über tiefe Erschöpfung, auch Fatigue genannt, haben Prominente wie Prinz Albert von Monaco und die Fernsehköchin Sarah Wiener berichtet. Andere Betroffene schildern, dass Beschwerden über Monate immer wieder kommen. Joachim Meyer von der Münchner Klinik spricht von einer wiederkehrenden «rezidivierenden Symptomatik» und einem «wellenförmigen Verlauf».

Andauernde Gefahr für Organe

Akut verursache Covid-19 nur einen Teil der Sterblichkeit und Beschwerden insgesamt, beschreiben US-Forscher im Fachblatt «Jama». Selbst wenn jemand die akute Infektion mit Sars-CoV-2 symptomfrei überstehe, seien Folgeerkrankungen möglich. Ab zwei Wochen danach könne eine hyperinflammatorische Erkrankung folgen, Entzündungsvorgänge durch eine überschiessende Immunreaktion. Organe können versagen oder Schäden davontragen, neben der Lunge etwa auch Niere und Herz.

Da bei Covid-19 die Gefahr von Thrombosen, Schlaganfällen und Herzinfarkten steigt, bekommen Patienten teils vorsorglich Blutverdünner. Es gebe Fallberichte aus Singapur, nach denen selbst junge Patienten Wochen nach ihrer Erkrankung Schlaganfälle erlitten oder Thrombosen entwickelten. Das sagt Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. «Das scheint es als Folge der gesteigerten Gerinnungsneigung zu geben.»

Im Gehirn auf Intensivstation behandelter Covid-19-Patienten seien öfter Gewebeveränderungen mit kleinen Einblutungen festgestellt worden, so Berlit weiter. Häufig seien Aufmerksamkeit, Konzentration und Merkfähigkeit noch lange nach der Genesung betroffen. Spekuliert wurde bereits, ob eine Covid-19-Erkrankung langfristig das Risiko für Demenz oder Parkinson erhöhen könnte.

Mögliche Besserung nach einem Jahr

«Man sollte vorsichtig sein mit der Aussage: Das ist ein Dauerschaden», warnt Berlit jedoch auch. «Wir werden die Frage möglicher Spätschäden frühestens im Lauf des Jahres 2021 valide beantworten können. Bis zu einem Jahr können sich neurologische Symptome zum Glück noch zurückbilden.»

Meyer verweist auf Erfahrungen mit den ebenfalls von Coronaviren ausgelösten Krankheiten Sars und Mers. «Nach zwölf Monaten sieht man eine deutliche Besserung von Lungenveränderungen.» Wichtig sei eine konsequente ärztliche Betreuung, denn «die Patienten haben viel durchgemacht. Die Leistung ist abhängig von der Psyche, sie müssen erst einmal das Vertrauen wiedererlangen in ihre eigene Leistungsfähigkeit.»

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