Coronavirus: Das steckt hinter der Einreisesperre von Donald Trump

Benedikt Theiler
Benedikt Theiler

USA,

Die USA verhängen eine 30-tägige Einreisesperre für Ausländer aus Europa. Donald Trump schwingt damit die grosse Keule und will vom eigenen Zögern ablenken.

Schengener Abkommen
Donald Trump, Präsident der USA, hält eine Ansprache an die Nation. Trump weitet die Reiseeinschränkungen wegen der Ausbreitung des Coronavirus auf den Raum der Schengener Abkommen aus. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • US-Präsident Donald Trump verhängt für Europäer eine Einreisesperre in die USA.
  • Lange hat die US-Regierung mit Massnahmen gezögert.
  • Nun will Trump mit dieser Einreisesperre seine eigenen Verfehlungen herunterspielen.

US-Präsident Donald Trump ist bekannt dafür, dass er jeweils die grosse Keule schwingt. Doch diese Keule kommt doch ziemlich prompt und überraschend.

Für Ausländer aus Europa wird wegen des Coronavirus eine 30-tägige Einreisesperre verhängt. Diese soll ab Freitag um Mitternacht (Ortszeit) gelten. Eine Ausnahme gilt für Angehörige amerikanischer Staatsbürger und für Briten. Grossbritannien zählt nicht zum Schengenraum.

Trumps Begründung ist simpel: Die EU habe nicht dieselben Schutzmassnahmen wie die USA getroffen. Reisen aus China nach Europa seien nicht früh genug ausgesetzt worden. So hätten Reisende aus Europa das Virus nach Amerika gebracht.

«Weil wir früh intensive Massnahmen ergriffen haben, sehen wir dramatisch weniger Virusinfektionen in den USA, als sie jetzt in Europa zu sehen sind», erklärte Donald Trump in seiner Rede.

Virus in USA längst verbreitet

Angesichts der Brisanz der Lage – die WHO hat kürzlich die Pandemie ausgerufen – mag der Schritt logisch erscheinen. Aber sollte die Einreisesperre tatsächlich was bewirken, kommt sie viel zu spät.

Das Virus hat sich in den USA längst festgesetzt und täglich entstehen neue Infektionsherde. Die Zahl von Erkrankten wächst rasant an.

corona usa
Arbeiter warten mit Schutzanzügen vor dem Life Care Center in Kirkland USA. - Keystone

Mindestens 41 Menschen sind in den Vereinigten Staaten am Covid-19 gestorben. Über 1700 Menschen sind infiziert. Betroffen sind vor allem die Bundesstaaten Washington, Kalifornien und New York.

Das sind zwar deutlich weniger Fälle als in Europa. Allerdings wurden in den USA bisher erst etwas über 10'000 Menschen getestet. Grund: Die Tests sind in den Staaten nicht ausreichend vorhanden. Zudem sind rund 27 Millionen Amerikaner nicht Krankenversichert und werden sich eher hüten, ein Spital aufzusuchen.

Donald Trump hat die Lage unterschätzt

Lange hat der Präsident gezögert und die Lage unterschätzt. Nun scheint Donald Trump endlich die Brisanz erkannt zu haben. Doch gleichzeitig macht er die Europäer zu Sündenböcken.

corona usa
Eine Corona-Patientin wird in Kirkland nahe Seattle USA von Angehörigen besucht. - Keystone

Es ist durchaus möglich, dass mit der Massnahme die Ausbreitung etwas verlangsamt wird. Doch scheint die Einreisesperre vielmehr politisch motiviert, um der verhassten EU eins auszuwischen. Denn warum sonst ist Grossbritannien mit zehn Corona-Toten und über 596 Infizierten von der Massnahme gegen europäische Staaten ausgenommen?

Eines ist klar: Die ganz grosse Keule soll von den eigenen Verfehlungen ablenken. Zu lange hat Trump die anbahnende Krise heruntergespielt, sich gar lustig über die sorgen vieler Menschen gemacht.

Dafür hagelt es nun Kritik: «Verharmlosend» und «gefährlich» nennen viele das Nichthandeln der Regierung. «Präsident Trump ist für diese Krise ungeeignet. Punkt», schrieb etwa die «New York Times». Gut möglich, dass die Corona-Krise dem mächtigsten Mann der Welt noch um die Ohren fliegt.

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