Kim Jong Un und Donald Trump in Singapur: Kommt es zum «Big Deal»?

Benedikt Theiler
Benedikt Theiler

Indien,

Am Dienstag werden sich erstmals ein nordkoreanischer Machthaber und ein US-Präsident gegenübersitzen. Was ist vom Gipfel in Singapur zu erwarten?

Am Dienstag 9 Uhr Ortszeit (3 Uhr MESZ) werden Kim Jong Un und Donald Trump in Singapur aufeinandertreffen.
Am Dienstag 9 Uhr Ortszeit (3 Uhr MESZ) werden Kim Jong Un und Donald Trump in Singapur aufeinandertreffen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Dienstag werden Kim Jong Un und Donald Trump aufeinandertreffen.
  • Das historische Gipfeltreffen der beiden Staatschefs findet in Singapur statt.
  • Hauptstreitpunkt der Gespräche wird die Denuklearisierung Nordkoreas werden.

Seit Sonntag sind nun beide in Singapur: Der US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sind gestern im Inselstaat gelandet. Zum ersten Treffen der beiden Staatsmänner kommt es aber erst morgen Dienstag.

Was wird bleiben?

Eines ist sicher: Der Gipfel wird als historisches Treffen in die Geschichtsbücher eingehen. Gibt es ein positives Ergebnis, so können sich Trump als auch Kim Jong Un als Friedensförderer profilieren und zuhause, als auch international punkten. Scheitern die Gespräche, werden wohl beide wieder die grosse Keule auspacken und mit neuen Drohgebärden aufeinander einprasseln.

Es ist das erste Aufeinandertreffen eines amtierenden US-Präsidenten mit einem nordkoreanischen Machthaber seit der Gründung des kommunistischen Landes im Jahr 1948. Nun scheint das Unmögliche möglich. Für Kim Jong Un biete sich eine «einmalige Chance» auf eine «Mission des Friedens», sagte Trump im Vorfeld des Gipfels.

Jetzt werden die letzten Vorbereitungen auf das Gipfeltreffen von Morgen 9 Uhr Ortszeit (3 Uhr MESZ) getroffen. Offenbar werden die beiden zunächst unter vier Augen zusammenkommen. Dann werde es ein Arbeitstreffen im erweiterten Kreis geben, um einen «Big Deal» auszuarbeiten. Auf amerikanischer Seite mit dabei: Aussenminister Mike Pompeo und der nationale Sicherheitsberater im Weissen Haus, John Bolton.

Um was geht es beim Gipfel?

Im Mittelpunkt steht die Lösung des Streits um das nordkoreanische Atomprogramm. Nach eigenen Angaben gelang es den Nordkoreanern im Oktober 2006 erstmals eine Kernwaffenexplosion zu erzeugen. Auf die Tests reagierte die UNO mit Sanktionen. Achtmal wurden diese gegen das international isolierte Nordkorea verschärft.

Auf amerikanischer Seite verlangt man die «Denuklearisierung» Nordkoreas. Das heisst, dass Pjöngjang «komplett, überprüfbar und unumkehrbar» sein Atomprogramm abbaut – und zwar möglichst schnell.

Nordkorea erhofft sich hingegen ein Ende der politischen, sicherheitstechnischen und wirtschaftlichen Konfrontationen mit dem Westen. Politisch sollen diplomatische Beziehungen zu den USA entstehen, wirtschaftlich wird ein Ende der Sanktionen angestrebt.

Was ist zu erwarten?

Es ist schwierig zu sagen, was am Ende des Gipfels rausschauen wird. Ein Faktor wird sein, wie lange der Gipfel überhaupt dauert. Trump dazu: «Wie lang brauche ich, um herauszufinden, ob es Nordkorea ernst meint? Vielleicht eine Minute.» Es ist also möglich, dass das Treffen nach wenigen Sekunden bereits vorbei ist. Dünnhäutig sind beide – Trump als auch Kim. Es braucht also wenig, damit es zum Eklat kommt. Läuft es hingegen gut, so soll der Gipfel gar auf einen weiteren Tag verlängert werden.

Maximales Ergebnis wäre, wenn sich Nordkorea zur Denuklearisierung bereit erklärt, Trump diplomatische Beziehungen und ein Ende der Sanktionen ankündigt und Nord- und Südkorea sich auf einen Friedensvertrag einigen. Seit dem Ende des Koreakrieges vor über 60 Jahren herrscht faktisch noch immer der Kriegszustand zwischen den beiden Ländern.

Zu erwarten ist, dass am Dienstag die Grundsteine für diese Prozesse gelegt werden. Doch bei allen Punkten muss mit einem schwierigen und steinigen Weg gerechnet werden, auf dem noch viel passieren kann.

Hauptstreitpunkt Denuklearisierung

Grösste Differenzen werden beim Thema Denuklearisierung erwartet. Offenbar ist man sich beim Thema nicht einig, was darunter zu verstehen ist – also was eine atomare Abrüstung alles umfasst und wie schnell sie gehen soll. Nordkorea sieht seine Abrüstung als Beitrag der weltweiten Bemühungen, Atomwaffen abzuschaffen. Von einer Aufgabe seines Atomwaffenarsenals war bisher nicht die Rede. Kim Jong Un wird deshalb wohl als Gegenleistung darauf pochen, dass die USA ihr nukleares Schutzschild für ihre Verbündeten Südkorea und Japan abziehen.

Ein Raketentest der Nordkoreaner im Jahr 2009.
Ein Raketentest der Nordkoreaner im Jahr 2009. - Keystone

Am Meisten zu verlieren haben dabei die Südkoreaner, Japan und die nordkoreanische Bevölkerung. Erstere hoffen auf ein baldiges Ende der ständigen Bedrohung aus Nordkorea. Zweitere leiden unter den Sanktionen und unter der internationalen Isolation.

Endgültige Resultate des ersten amerikanisch-nordkoreanischen Gipfeltreffens werden ohnehin erst nach vielen Jahren zu beurteilen sein.

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