16 Jahre Knast für Frutiger Ex-Unternehmer
Im Frutiger Brandfall-Prozess muss der Angeklagte, Christian F.* (57), 16 Jahre ins Gefängnis. Dieses Urteil verkündete heute das Regionalgericht Thun BE.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Frutigen-Prozess ist der Angeklagte schuldig gesprochen worden.
- Ex-Unternehmer Christian L. (57) muss 16 Jahre ins Gefängnis.
- Die Verteidigung will gegen den Schuldspruch rekurrieren.
Fünf Tage lang hatte das Regionalgericht Thun BE letzte Woche den spektakulären Fall behandelt: Am 15. Februar 2018 brannte ein Bauernhaus in Frutigen vollständig ab.
Nach dem Brand wurden die verkohlten Überreste von Bewohnerin Manuela D. (†41) gefunden. Drei Tage später wurde ihr Freund, Christan F. (57) in Frankreich verhaftet.
Heute nun das Urteil: Das Regionalgericht Thun BE sieht es als erwiesen an, dass der Ex-Unternehmer seine Freundin Manuela D. tötete und dann ihr Haus anzündete.
Brandbeschleuniger
«16 Jahre Gefängnis wegen vorsätzlicher Tötung, Brandstiftung und Störung der Totenruhe», sagt Gerichtspräsidentin Dorothea Züllig von Allmen bei der Urteilsverkündung.
Am Tatort sei Brandbeschleuniger gefunden worden. «Der Brand wurde vorsätzlich gelegt. Die ganze Indizienkette zeigt, dass es niemand anders gewesen sein kann», so die Gerichtspräsidentin.
Schlag gegen den Kopf
«Das Opfer hatte Blut im Rachen. Todesursache war ein Schlag gegen den Kopf.» Ein Unfall sei ausgeschlossen. «Der Tod muss vor dem Brand durch Fremdeinwirkung eingetreten sein.»
Anhand von Handy- und Kilometerdaten der Autos zeichnet die Gerichtspräsidentin akribisch nach, was Christian L. in den Tagen vor dem Brand machte. Die Urteilseröffnung dauert mit fast drei Stunden ungewöhnlich lang.

Der Ex-Unternehmer aus Frutigen nimmt das Urteil im Gerichtssaal ohne jegliche Regung entgegen.
Nur einmal unterbricht er die Gerichtspräsidentin, als diese sagt, er habe nichts zu seiner Entlastung vorgebracht.
Christian L. wies stets jegliche Schuld von sich und hatte die Aussage verweigert.
Angehörige im Gerichtssaal
«Ich sitze seit 960 Tagen unschuldig in U-Haft», sagte der Ex-Unternehmer am Prozess. Er kritisierte die lange Dauer des Verfahrens. «Meine Firma wurde wegen den Anschuldigungen ruiniert.»
Im Gerichtssaal sind zahlreiche Angehörige des Opfers und des Täters anwesend, darunter die Eltern von Manuela D. und die 84-jährige Mutter des Verurteilten. Christian L. muss unter anderem die Verfahrenskosten und eine Genugtuung an die Eltern des Opfers bezahlen.
Verteidigung forderte Freispruch
Die Staatsanwältin hatte 17 Jahre Gefängnis gefordert. Sie legte eine Reihe von Indizien vor. Diese wiesen klar auf die Schuld des Angeklagten hin, so die Anklage.
Der Verteidiger hatte einen Freispruch gefordert. Er kritisierte unter anderem das Brand- und das gerichtsmedizinische Gutachten als ungenügend. Es sei klar, dass Manuela D. an einem Gemisch aus Drogen, Alkohol und Medikamenten gestorben sei.
Parteiisches Gericht?
Die Verteidigung reichte noch gestern ein Austandsgesuch gegen das fünfköpfige Kollegialgericht in Thun ein. Der Vorwurf: Das Gericht sei parteiisch und nicht genügend auf den Prozess vorbereitet gewesen.
Die Gerichtspräsidentin sagt, es läge kein Ausstandsgrund vor. Die Kollegialrichter seien sehr erfahren und gut dokumentiert gewesen. Über das Ausstandsgesuch muss nun das Obergericht Bern entscheiden.
Urteil wird weitergezogen
Auch das heutige Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung will das Urteil ans Obergericht Bern weiterziehen.
*Namen geändert