Wer bei einer Schreinerei in Basadingen TG auf der Lohnliste steht, muss sich gedulden. Über 260'000 Franken soll die Firma ihren Angestellten schulden.
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In einem Thurgauer Schreinerbetrieb scheinen die Lohnzahlungen teilweise nicht oder erst verzögert zu erfolgen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Itel AG in Basadingen TG soll den Angestellten viel Geld schulden.
  • Laut dem Betreibungsregister beläuft sich die Summe auf über 260'000 Franken.
  • Die Schreinerei selbst beteuert, man habe alle Saläre gezahlt.
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Die Vorwürfe wiegen schwer: Die Schreinerfirma Itel im thurgauischen Basadingen soll ihren Mitarbeitern eine grosse Lohnsumme schulden. Die Saläre werden demnach zum Teil verspätet oder gar nicht gezahlt.

Wie ein Ex-Mitarbeiter gegenüber dem «Beobachter» erzählt, kommt der Lohn Ende Monat oft nur teilweise. Der Rest werde dann erst am 10. Tag des nächsten Monats überwiesen.

«Jeder Mitarbeiter muss Ende Monat im Büro des Chefs die Lohnabrechnung unterschreiben. Auch wenn der Lohn noch nicht auf dem Konto ist», so der Ex-Angestellte weiter. Er habe dann gekündigt – und seither gar keinen Lohn mehr erhalten.

Betreibungen von 1,2 Millionen Franken

Der zitierte Mann ist laut dem Bericht kein Einzelfall. Auf der Bewerbungsplattform Kununu schreibt ein User in den Kommentaren: «Kein Lohn, leere Versprechungen, keine Einarbeitung.» Andere raten Jobsuchenden davon ab, sich auf eines der vier offenen Stelleninserate bei Itel zu bewerben.

Auch im Betreibungsregister zeigt sich demnach, wie schwierig die Lage beim Betrieb mit aktuell 20 Mitarbeitenden ist. Stand Ende März gibt es laut dem «Beobachter» 124 Betreibungen für die letzten beiden Jahre. Insgesamt 1,2 Millionen Franken werden gefordert.

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Eine Thurgauer Schreinerei soll Mitarbeitenden über 260'000 Franken schulden.
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Mehrere (Ex-)Angestellte fordern ihren bisher nicht gezahlten Lohn ein.
Schreinerei
Die Firma selbst weist die Vorwürfe zurück.

Die Lohnforderungen von ehemaligen Angestellten selbst machen über 260'000 Franken aus. Einzelne Ex-Mitarbeiter fordern laut dem Registerauszug über 60'000 Stutz ein!

Die restlichen Forderungen kommen beispielsweise von den Steuerbehörden, von den Sozialversicherungen oder von Lieferanten. Ein weiterer Auszug aus dem Register von Mitte Mai soll laut der Zeitschrift noch länger sein. Der zitierte Ex-Mitarbeiter habe seine Zahlung immer noch nicht erhalten, heisst es.

Ex-Angestellte gehen oft «nicht bis zum letzten Schritt»

Das Problem ist laut einem Branchenkenner, dass Betreibungen allein nicht ausreichen. Der Mitarbeiter muss beweisen, dass der Betrieb ihm Geld schuldet. Dafür muss er beim Gericht einen Antrag auf Konkurseröffnung stellen.

Der dafür zu zahlende Vorschuss ans Gericht hält viele davon ab – das hat Folgen: «Wer aber nicht bis zu diesem letzten Schritt geht, erhält seinen Lohn wohl nie mehr.»

Hast du deinen Lohn auch schon einmal zu spät erhalten?

Itels Inhaber selbst weist die Vorwürfe zurück. Er sagt: «Wir haben allen Mitarbeitern die Löhne gezahlt, auch wenn jemand nun das Gegenteil behauptet.» Er räumt aber ein, dass die Löhne nicht immer ganz bis Ende Monat überwiesen wurden.

Das Thurgauer Amt für Wirtschaft und Arbeit greift indes nicht ein. Dies, da die Lohnzahlungen nicht in die Aufsichtspflicht fallen. Die betroffenen Personen müssen das Geld selbst zivilrechtlich verlangen.

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